Nebenschilddrüse
Synonyme: Epithelkörperchen, Glandula parathyreoidea, pl. Glandulae parathyreoideae
Englisch: parathyroid gland
Definition
Die Nebenschilddrüsen des Menschen sind vierfach angelegte endokrine Organe, die eine entscheidende Rolle in der Regulation des Calciumhaushaltes spielen.
Anatomie
Die vier Nebenschilddrüsen liegen meist in unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden oberen und unteren Polen der Schilddrüse. Man unterscheidet demnach die
- oberen Nebenschilddrüsen: Glandulae parathyreoideae superiores und die
- unteren Nebenschilddrüsen: Glandulae parathyreoideae inferiores.
Die genaue Lage der Nebenschilddrüsen ist embryologisch bedingt sehr variabel, nicht selten liegen die Nebenschilddrüsen an atypischen Stellen, z.B. retrosternal.
Histologie
Histologisch lässt sich die Nebenschilddrüse grob in drei Zellgruppen unterteilen: Hauptzellen, oxyphile Zellen und univakuoläre Fettzellen.
Die Hauptzellen sind polygonale Zellen mit einem rundlichen Zellkern. Ihr Durchmesser beträgt etwa 6 bis 8 μm. Sie lassen sich weiter differenzieren in helle glykogenreiche und dunkle glykogenarme Zellen. Ihre Hauptfunktion ist die Synthese von Parathormon.
Die oxyphilen Zellen färben sich schwächer an als die Hauptzellen und erscheinen dadurch heller. Aufgrund ihres hohen Mitochondriengehalts sind sie azidophil. Sie sind relativ groß (12–20 μm), haben jedoch einen kleinen Zellkern. Ihre Zahl nimmt beim Menschen mit dem Alter zu. Die genaue Funktion der oxyphilen Zellen ist bislang (2023) unbekannt.
Embryologie
Die Nebenschilddrüsen sind entodermalen Ursprungs. Die Anlagen der oberen Nebenschilddrüsen stammen aus der dorsalen Knospe der 4. Schlundtasche, die Anlagen der unteren Nebenschilddrüsen hingegen aus der dorsalen Knospe der 3. Schlundtasche, da sich diese Anlagen von der Schlundtasche aus nach kaudal bewegen.
Physiologie
Die Nebenschilddrüsen bilden das Hormon Parathormon, das wichtigste der an der Calciumhomöostase beteiligten Hormone. Die Kennlinie der Sekretionsrate in Abhängigkeit vom Calciumspiegel entspricht einer S-Kurve, wobei der stärkste Anstieg im Bereiche des Sollwerts des Regelkreises liegt. Dadurch erreicht die Regulation eine Zweipunktcharakteristik.
Klinik
Überfunktionen der Nebenschilddrüsen werden als Hyperparathyreoidismus bezeichnet. Dabei kommt es zu einer überschießenden Freisetzung von Parathormon, die adäquat (sekundärer oder quartärer Hyperparathyreoidismus) oder inadäquat (primärer, tertiärer oder quintärer Hyperparathyreoidismus) zum Calciumspiegel sein kann.
Zu einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) kommt es z.B. als Komplikation einer Schilddrüsenresektion, wenn die schwer auffindbaren Nebenschilddrüsen akzidentell in Mitleidenschaft gezogen werden.
Eine Entzündung der Nebenschilddrüse wird Parathyreoiditis genannt.
Diagnostik
Die Funktionsdiagnostik der Nebenschilddrüsen erfolgt durch Bestimmung des Parathormonspiegels, der immer in Beziehung zum Calciumspiegel interpretiert werden sollte. Zur Lokalisationsdiagnostik können eine Sonographie der Nebenschilddrüsen, eine Kernspintomographie oder ein MIBI-Szintigramm durchgeführt werden.