Gelotophobie
von griechisch: gélōs - Lachen, phobia - Angst
Definition
Der Begriff Gelotophobie beschreibt eine spezielle Form der Angststörung, in deren Rahmen Betroffene der ständigen Angst ausgesetzt sind, ausgelacht zu werden. Dabei gehen die Angstzustände soweit, dass selbst normales, ohne jede Form der Abwertung auftretendes Lachen zu Panik und Unwohlsein führt.
Hiuntergrund
Bei einer Gelotophobie ist der Patient unfähig, die positiven Aspekte des Lachens als Form der zwischenmenschlichen Kommunikation zu erkennen. Jede Form des Gelächters wird als Angriff auf das Selbstbewusstsein gewertet. Eine häufige Folge der Gelotophobie ist die soziale Vereinsamung. Forscher fanden heraus, dass viele Gelotophobiker eine traumatische Situation durchlebt haben, in der sie ausgelacht wurden. Die Erkrankung kann aber auch spontan auftreten.
Geschichte
Die Gelotophobie als einzelnes psychiatrisches Krankheitsbild ist erst seit 1995 bekannt. Als Erstbeschreiber gilt der slowenische Psychotherapeut und Psychoanalytiker Michael Titze, der die Symptome bei eine Reihe von Patienten beobachtete. Intensive klinische Forschungen finden seit 2008 statt.
Symptomatik
- Gelotophobiker sehen permanent die Gefahr, aufgrund mannigfaltiger Ursachen ausgelacht und dadurch erniedrigt zu werden. Als besonderes bedrohlich wird dabei die vermeintliche Erniedrigung durch sozial nahestehende Menschen empfunden. Die Patienten beobachten ständig ihre Umgebung nach vermeintlich spöttischen und herablassenden Gesten der bekannten oder unbekannten Mitmenschen.
- Ebenfalls gehen sie davon aus, tatsächlich ungeschickt, lächerlich oder minderwertig zu sein. Die Gelotophobie ist somit eine Form der Sozialphobie. Um die Gefahr, ausgelacht zu werden möglichst gering zu halten, sind Gelotophobiker stets bemüht, sich unauffällig zu verhalten. Hierdurch wirken sie auf Mitmenschen oft distanziert, arrogant oder humorlos.
- Die Angst geht so weit, dass die Betroffenen jeden Bewegungsablauf derart vorsichtig ausführen, dass er kurioserweise gerade dann oftmals verstörend auf die Außenwelt wirkt. Es fallen verkrampfte, mitunter einer Holzpuppe ähnelnde, Bewegungsmuster auf, weswegen dieses Phänomen gelegentlich auch als "Pinocchio-Syndrom" bezeichnet wird.
Weitere Symptome
- Herzrasen
- Mundtrockenheit
- Muskelzucken
- Schwitzen
- Kurzatmigkeit
- Tremor
- Soziale Isolation
- Panik vor Humor der Mitmenschen
- Unfähigkeit zu eigenem humorvollen Verhalten
Diagnose
Die Diagnose wird anhand spezieller Tests und Fragebogen durch einen Psychologen bzw. Psychiater gestellt.
Therapie
Die Therapie sollte multimodal erfolgen und folgende Elemente enthalten:
- Tiefenpsychologie: Hierbei sollten evtl. biografische Ursachen der Phobie herausgefunden und aufgearbeitet werden.
- Verhaltenstherapie: Der Patient erlernt spezielle Verhaltens- bzw. Denkmuster, mit denen er die angstauslösenden Situationen bewältigen kann und ihnen auf diese Weise den Schrecken nimmt.
- Pharmakotherapie: Je nach Ausprägung der Angststörung können Anxiolytika zur Anwendung kommen. Auch Antidepressiva können die Störung bessern, speziell SSRI besitzen eine stimmungsaufhellende und gleichzeitig angstlösende Wirkung. Auch Betablocker und Johanniskraut sind teilweise hilfreich.
- Entspannungstechniken: Gerade vor oder - falls möglich - in einer panikauslösenden Situation können Maßnahmen wie autogenes Training oder Muskelentspannung wirksam sein.