Gallenwegsdyskinesie
Synonym: Reizgallenblase, Gallengangdyskinesie, biliäre Dyskinesie
Englisch: biliary dyskinesis
Definition
Als Gallenwegsdyskinesie bezeichnet man eine funktionell bedingte Motilitätsstörung (Dyskinesie) der Gallenblase oder Gallengänge, ohne Vorliegen einer erkennbaren organischen Ursache (Cholelithiasis, Cholezystitis).
Ätiologie
Die Genese der Gallenwegsdyskinesie ist unbekannt. Eine Vergesellschaftung mit vorangegangenem kuriertem Gallenleiden ist möglich (Postcholezystektomiesyndrom), jedoch nicht erforderlich (somatoforme Störung).
Pathophysiologie
Der Pathomechanismus der Gallenwegsdyskinesie basiert auf einer muskulären Störung der Gallenblase, des Gallengangsystems oder des Musculus sphincter oddi, die mit einer verminderten Abgabe des Galle-Sekrets ins Duodenum einhergeht. Letztere wird isoliert auch als Sphincter-Oddi-Dysfunktion bezeichnet.
Klinik
Symptomatisch äußert sich die Funktionsstörung in kolikartigen Schmerzen des rechten Oberbauches, die spontan oder nach Verzehr fettiger Speisen auftreten können.
Bei Sphincter-oddi-Dysfunktion können cholestasebedingte Beschwerden hinzutreten:
- postprandiale Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen
- posthepatischer Ikterus
Diagnostik
Die Diagnostik der Gallenwegsdyskinesie beruht auf dem differentialdiagnostischen Ausschluss anderer Gallenwegserkrankungen mit gleicher Symptomatik:
- Cholezystitis
- Choledocholithiasis
- Stenose- und Striktur der Gallengänge
- Gallengangskarzinom
- Gallengangsstenosen
Sie umfasst:
- Labor: alkalische Phosphatase, Gamma-GT (Cholestase?)
- Sonographie
- ERCP
Zum gesicherten Nachweis einer Dysfunktion kann die Entleerungsstörung mittels
- endoskopischer Kontrastmittelinsufflation oder
- Cholecystokininprovokation
Zudem besteht die Möglichkeit der Sphincter-oddi-Funktionsdiagnostik mittels manometrischer Messung.
Therapie
konservative Therapie
Eine Symptomlinderung kann durch spasmolytische Therapie (siehe Gallenkolik) und lokale Wärme (feucht warme Wickeln) erzielt werden.
operative Therapie
Bei Vorliegen einer Sphincter-oddi-Dysfunktion kann eine Papillotomie eine Besserung der Symptomatik erzielen. Zu berücksichtigen ist hierbei jedoch das erhöhte Risiko refluxbedingter Entzündungskomplikationen (insb. Pankreatitis).