Papillotomie
Synonym: Sphinkterotomie
Englisch: papillotomy
Definition
Unter einer Papillotomie versteht man die Spaltung der Papilla duodeni major mitsamt des zugehörigen Sphinkterapparates (Sphincter Oddi).[1]
Indikationen
Mögliche Einsatzgebiete der Papillotomie sind:
- Choledocholithiasis[2]
- benigne oder maligne Gallengangsstenosen[3]
- Galleleckagen nach Cholezystektomie
- Entleerungsstörungen der Gallenwege (z.B. bei biliärem Gallengrieß oder rezidivierenden Cholangitiden)
- Vorbereitung zur Stent- oder Drainageanlage bei interventioneller endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP)
Der Einsatz bei Sphincter-Oddi-Dysfunktion (SOD) ist umstritten und sollte nur bei gesicherter biliärer Obstruktion (z.B. Typ-I-SOD) erwogen werden.[4]
Choledocholithiasis
Die endoskopische Papillotomie mittels Diathermieschlinge ist in Kombination mit einer endoskopischen Steinextraktion im Rahmen einer ERCP die Methode der ersten Wahl zur Therapie der Choledocholithiasis. Nach der Spaltung der Papille und des Sphinkterapparates können Konkremente, die den Ductus choledochus verlegen, mithilfe eines Dormiakörbchens oder eines Ballonkatheters entfernt werden. Konkremente, die für eine einfache Extraktion zu groß sind, werden intraduktal durch mechanische Lithotripsie zerkleinert.
Bei voroperiertem Duodenum (z.B. nach Billroth-II-Resektion) kann eine endoskopische Papillotomie technisch erschwert oder unmöglich sein. In solchen Fällen wird ein transduodenales Vorgehen gewählt.
Gallengangsstenosen
Bei Stenosen des Gallengangs (z.B. postentzündlich, anatomisch oder tumorbedingt) kann die endoskopische oder transduodenale Papillotomie zur Wiederherstellung des Gallenflusses eingesetzt werden.
Alternativen
In ausgewählten Fällen kann anstelle einer klassischen Papillotomie eine Papillendilatation mit einem Ballon erfolgen. Diese Technik kommt insbesondere bei erhöhtem Blutungsrisiko (z.B. unter Antikoagulation) oder anatomisch ungünstiger Lage der Papilla duodeni major zum Einsatz. Sie ist jedoch mit einem erhöhten Risiko für eine Post-ERCP-Pankreatitis assoziiert.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen der Papillotomie sind:
- Perforation des Duodenums
- Blutung
- Pankreatitis ("Post-ERCP-Pankreatitis")
- Cholangitis
- Narbige Stenosen im Bereich der Papilla duodeni major
- Duodenalstenosen nach operativer Papillotomie
Quellen
- ↑ Manes et al., Endoscopic management of common bile duct stones: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) guideline, Endoscopy, 2019
- ↑ S3‑Leitlinie: Gallensteine (AWMF‑Register‑Nr. 021‑018), abgerufen am 17.11.2025
- ↑ Standards of Practice Committee et al., ASGE guideline on the role of endoscopy in the evaluation and management of choledocholithiasis, Gastrointest Endosc, 2019
- ↑ Kegnæs et al., Dysfunction of Biliary Sphincter of Oddi – Clinical, Diagnostic and Treatment Challenges, J. Clin. Med., 2023