Fremdkörperrhinitis (Hund)
Definition
Als Fremdkörperrhinitis bezeichnet man eine Entzündung der Nasenschleimhaut aufgrund einer anhaltenden Irritation durch einen von außen eingetretenen Fremdkörper.
Ätiologie
Die meisten Fremdkörper sind pflanzlichen Ursprungs. Am häufigsten werden Zweige, Grannen oder Gräser gefunden.
Eine Sonderheit stellt die Fremdkörperrhinitis nach Erbrechen oder Regurgitieren von kleinen Fremdkörpern bzw. Nahrungsbestandteilen dar. Diese gelangen über die Maulhöhle in den Nasopharynx und verkeilen sich dann im Nasen-Rachen-Gang. Gleichzeitig kann auch ungeeignetes Spielzeug (z.B. Steine oder kleine Bälle) über den Oropharynx in den Nasen-Rachen-Raum gelangen und dort stecken bleiben.
Vorkommen
Die Fremdkörperrhinitis tritt gehäuft bei stöbernden jungen Hunden auf - insbesondere bei Jagdhunden - die ihre Nase ständig in Bodennähe führen und in ihre Schnuppertätigkeit vertieft sind. Die Verletzung kann aber grundsätzlich bei jeder Rasse und in jedem Alter auftreten.
Pathogenese
Durch den Fremdkörper kommt es zur Reizung der Schleimhaut und des umliegenden Gewebes. Abhängig von der Größe und Beschaffenheit des eingedrungenen Fremdkörpers kann es zusätzlich zu Verletzungen und Drucknekrosen kommen.
Klinik
Der eingedrungene Fremdkörper ruft plötzliche auftretende heftige Niesanfälle aus. Viele Tiere reiben sich vermehrt an der Nase und versuchen sichtlich, den Fremdkörper eigenständig wieder los zu werden. Darüber hinaus tritt seröser und einseitiger Nasenausfluss auf, der mit Blut vermischt sein kann und mit der Zeit einen mukopurulenten Charakter annimmt.
Bei nasopharyngeal gelegenen Fremdkörpern kann es auch zu vermehrtem Rückwärtsniesen (reverse sneezing) kommen.
Komplikationen
Bleibt der Fremdkörper für eine längere Zeit unbemerkt im Nasenraum liegen, entwickelt sich v.a. unter einer systemischen Antibiose aus der bestehenden Entzündung eine Rhinitis mycotica.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen in Frage:
- Fremdkörper im Nasen-Rachen-Gang
- Rhinitis infolge Zahnwurzelabszess
- oronasale Fistel
- Rhinitis mycotica
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ist mittels einer Endoskopie (Rhinoskopie) zu bestätigen. Um die bei der Rhinoskopie oftmals entstehende Blutung zu minimieren, ist die Nasenhöhle mit einer Adrenalinlösung (1:100.000) zu spülen. Die dadurch erzeugte Vasokonstriktion stoppt einerseits die Blutung und führt andererseits auch zu einer Abschwellung der Nasenschleimhaut.
Manchmal kann der Fremdkörper bei oberflächlicher Lage auch mit einem Otoskop gesichtet werden.
Therapie
Der Fremdkörper wird mit einer feinen Zange (z.B. Ohrpolypenzange nach Hartmann) und unter rhinoskopischer Sichtkontrolle gefasst und entfernt. Bei der Verwendung von flexiblen Endoskopen kann auch eine über den Arbeitskanal eingeführte Fremdkörperzange verwendet werden.
Bei stark entzündeten und eitrigen Veränderungen in der Nasenhöhle können antibiotische Nasentropfen (4 bis 5x täglich über eine Woche hinweg) instilliert werden. Abhängig vom Allgemeinbefinden sind auch systemische Antibiotika einzusetzen.
Prognose
Mit Ausnahme einer chronischen Rhinitis mycotica ist die Prognose gut.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3