Forensische Sexualmedizin
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Definition
Die forensische Sexualmedizin ist Teilgebiet der Rechtsmedizin und ein interdisziplinäres Schnittstellenfach, das sich mit Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung beschäftigt. Im Fokus steht forensisch-medizinische Untersuchung (Beweismittelsicherung, Begutachtung), Asservation und die rechtssichere Abgrenzung von akzidentellen Verletzungen.
Hintergrund
Häufig sind forensische Sexualmediziner an Instituten für Sexualmedizin oder forensische Psychiatrie tätig und arbeiten interdisziplinär mit Strafverfolgungsbehörden, Justiz, forensischen Psychiatern, sowie mit speziell geschulten Fachkräften wie Sexual Assault Nurse Examinern[1] (SANE) oder Sexual Assault Forensic Examinern[2] (SAFE) zusammen. In Deutschland werden SAFE-Ausbildungen im Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden angeboten.[3]
Aufgabenfeld
Forensische Sexualmediziner beschäftigen sich mit der medizinisch-forensischen Untersuchung überlebender oder der thanatologischen Untersuchung verstorbener Opfern von Sexualstraftaten. Verletzungsmuster und Tatspuren werden zur Gewährleistung einer gerichtsfesten Dokumentation strukturiert erfasst. Darüber hinaus werden Tatfolgen, Plausibilität und Behandlungsbedarf erwachsener und minderjähriger Opfer (Kindesmissbrauch) bewertet.
Ein weiteres zentrales Aufgabenfeld ist die Begutachtung von Sexualstraftätern bzw. Tatverdächtigen:
- Störungen der Sexualpräferenz: z.B. Pädophilie, Paraphilie
- Schuldfähigkeit
- Rückfallrisiko
Forensische Sexualmediziner spielen damit eine wichtige Rolle bei der Prävention von Sexualstraftaten und in der Rückfallprophylaxe. Als Experten für Sexualstraftaten tragen sie zur Entwicklung von Schutzkonzepten und Behandlungsangeboten für Sexualstraftäter mit.
Leitlinien und Standards
Der European Counsil of Legal and Forensic Medicine (ECLM) hat mehrere standardisierte Handlungsleitfäden zur Untersuchung von verschiedenen Opfergruppen von Sexualstraftaten herausgegeben. Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Sexualmedizin und Sexualpsychologie (DGSMP) Qualtitätsstandards forensische Medizin entwickelt.[4]
Die Vereinten Nationen (UN) hat eine Leitlinie zur Bewertung von drogenassoziierten Sexualdelikten entwickelt. Darüber hinaus wurden Handlungsleitfäden und Übersichtsarbeiten zur Untersuchung von Opfern von Sexualstraftaten auf K. o. Tropfen publiziert.[5]
Ethische Aspekte
Eine forensische Untersuchung von mutmaßlichen Sexualstraftätern wird im Zweifelsfall auch gegen den Willen des Tätverdächtigen durchgeführt. Opfer haben das Recht, eine forensische Untersuchung abzulehnen. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass hierdurch die Rechtsdurchsetzung erschwert wird. Opfer von Sexualverbrechen haben häufig Vorbehalte, Strafanzeige zu erstatten. Opfern von Sexualstraftaten wird deshalb in der Regel die Durchführung einer rechtssicheren Dokumentation angeboten, wobei dem Opfer gewährleistet wird, selbst entscheiden zu können, ob eine Anzeige erstattet wird.
Weblinks
- Forensische Sexualmedizin (Springer Medizin)
- Untersuchung von Erwachsenen nach sexueller Gewalt (Schweizer Gesellschaft für Rechtsmedizin, 2015)
Belege
- ↑ International Association of Forensic Nurses (IAFN): About SANE – Sexual Assault Nurse Examiner. Informationsseite zu Qualifikation, Ausbildung und Rolle von SANE-Pflegefachpersonen.
- ↑ U.S. Department of Justice, Office on Violence Against Women (OVW): Sexual Assault Medical Forensic Examination (SAFE) Information.
- ↑ Kieler Schiffsarztlehrgang GbR: Sexual Assault Forensic Examination Training (SAFE) – Handlungssicherheit für Behandler*innen von Opfern sexualisierter Gewalt
- ↑ Cusack D.A.: The European Council of Legal and Forensic Medicine. International Journal of Legal Medicine. 2025;139(4):1781–1785. doi:10.1007/s00414-025-03446-w.
- ↑ Bicker W.: „K.O.-Tropfen“: Eine forensisch-toxikologische Betrachtung. Deliktszenarien, Substanzen, Wirkungen, Beweismittel, chemische Analytik, toxikologische Beurteilung. SIAK-Journal – Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis. 2015;3:13–26. doi:10.7396/2015_3_B.