Filaroidose (Fleischfresser)
Synonym: Filaroides-Infektion beim Fleischfresser
Definition
Die Filaroidose des Fleischfressers ist eine durch Arten der Gattung Filaroides verursachte Parasitose bei Hund und Katze.
Erreger
Die Gattung Filaroides gehört zur Familie der Metastrongylidae und stellt kleine Nematoden dar. Die Männchen sind mit zwei kurzen Spicula versehen, besitzen keine Bursa jedoch Papillen am Hinterende.
Einer der wichtigsten Vertreter dieser Gattung ist Filaroides hirthi. Die Männchen sind hier zwischen 2,3 und 3,2 mm lang mit 36 bis 43 μm langen Spicula. Die Weibchen sind 6,6 bis 13 mm lang. Sie sind Lungenparasiten beim Hund und kommen vorwiegend in den USA, Kanada, Japan, Australien und Europa vor. Sie sind vorzugsweise in Laborzuchten von Beagles zu finden.
Entwicklung
Die Adultstadien von Filaroides hirthi leben in den Alveolen sowie terminalen Bronchien. Die Weibchen produzieren embryonierte und dünnschalige Eier. Aus diesen schlüpfen bereits im Respirationstrakt Larven I (L1). Über Sputum gelangen die Eier und Larven oder über den Kot in die Umwelt.
Da bereits die Erstlarven (L1) infektiös sind, werden sie bei Aufnahme von Kot (Koprophagie), Ausscheidungen aus dem Respirationstrakt oder von Erbrochenem auf einen neuen Wirt übertragen. Die Larven wandern anschließend von der Darmwand aus auf dem Blut- oder Lymphweg zur Lunge. Die Häutung erfolgt in Mesenteriallymphknoten oder ausschließlich in der Lunge.
Es sind Autoinfektionen möglich, wenn Larven I im gleichen Wirt vom Darm aus eine Körperwanderung zur Lunge antreten. Die Präpatenz beträgt etwa 5 Wochen, wobei die Infektion in Hundebeständen über viele Jahre hinweg persistieren kann.
Epidemiologie
Eine Infektion mit Filaroides-Arten erfolgt hauptsächlich durch Koprophagie vertikal von der Hündin auf Welpen sowie später auch horizontal von Hund zu Hund. Sowohl die Übertragungswege als auch der homoxene Entwicklungszyklus ermöglichen Filaroides-Arten eine erleichterte Verbreitung in gemeinsam gehaltenen Gruppen von Hunden (z.B. Versuchtstierhaltungen).
Filaroides hirthi wurde erstmals 1973 in einer Beaglezucht in den USA entdeckt und anschließend in verschiedene Länder verschleppt. Der Parasit ist jetzt in Beagle-Kolonien weit verbreitet. In Deutschland konnten in einer Gruppe von über 100 Beagles bei 98 % der Hunde durch Filaroides hirthi verursachte Lungenveränderungen nachgewiesen werden. Der Parasit befindet sich jedoch auch in Haushunden verschiedener Rassen.
Klinik
Die Adultstadien von Filaroides hirthi parasitieren im Lungenparenchym, in den Alveolen und in den Bronchioli.
Filaroides hirthi verursacht vorzugsweise in dorsalen Bezirken der Lunge etwa 1 bis 10 mm große, meist subpleural gelegene einzelne oder in Gruppen angeordnete Knötchen. Dabei können immer wieder größere, konfluierende Herde nachgewiesen werden, die auf Granulombildung und fokale interstitielle Pneumonie zurückzuführen sind, die durch tote und absterbende Parasiten verursacht werden. Zusätzlich können auch hyperplastische Reaktionen beobachtet werden.
Neben einem asymptomatischen Verlauf können auch schwere Erkrankungen mit ausgeprägten, granulomatösen und exsudativen Pneumonien mit Todesfolge auftreten (v.a. bei Immunsuppression).
Diagnose
Ein Befall mit Filaroides hirthi wird wird mit röntgenologische Untersuchung auf noduläre oder flächenhafte Verdichtungen in der Lungenzeichnung gestellt. Gleichzeitig sollte ein Nachweis der Larven I (etwa 240 bis 290 μm lang) mittels Flotationsverfahren (Flotationsmedium: Zinksulfat) erfolgen.
In der Koproskopie ist Filaroides hirthi nicht eindeutig von Oslerus osleri zu unterscheiden.
Therapie
Sowohl Albendazol (täglich 2 x 25 mg/kgKG oder 2 x 50 mg/kgKG an 5 Tagen p.o.) als auch Fenbendazol (täglich 50 mg/kgKG an 14 Tagen p.o.) haben eine hohe Wirkung gegen Filaroides hirthi.
Prophylaxe
Werden Hündinnen vor der Trächtigkeit zweimal im Abstand von 2 bis 4 Wochen mit hohen Dosen Albendazol (täglich 2 x 25 bis 50 mg/kgKG an 5 Tagen) behandelt, können Hundewelpen frei von Filaroides hirthi aufgezogen werden. Eine weitere Prophylaxemöglichkeit zum Aufbau filaroidesfreier Bestände wäre eine Handaufzucht der Welpen nach erfolgtem Kaiserschnitt, um eine vertikale Parasitenübertragung zu verhindern.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005