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Pyramidenbahn

(Weitergeleitet von Fibrae corticospinales)

Synonyme: Fibrae corticospinales, Tractus corticospinalis, Tractus pyramidalis
Englisch: pyramidal tract

1. Definition

Als Pyramidenbahn wird die Efferenz des Motokortex (Gyrus praecentralis) bezeichnet. Sie ist die größte absteigende Bahn und innerviert die Alpha-Motoneurone.

2. Anatomie

Zur Pyramidenbahn zählt man funktionell zwei motorische Faserbahnen:

Der Tractus corticonuclearis zählt allerdings nur im erweiterten Sinn zur Pyramidenbahn, da er nicht durch die Pyramide in der Medulla oblongata zieht, sondern Fasern an die motorischen Hirnnervenkerne entsendet.

Der Ursprung der Pyramidenbahn liegt im primärmotorischen Cortex des Gyrus precentralis (Area 4 nach Brodmann). Von dort aus laufen die Fasern durch die Capsula interna und erreichen im Mesencephalon die Crura cerebri. Anschließend ziehen die Fasern weiter durch den Pons in das verlängerte Mark (Medulla oblongata).

In der ventralen Medulla oblongata kreuzen etwa 70 bis 90 % der Fasern in der Pyramidenkreuzung (Decussatio pyramidum) auf die kontralaterale Seite. Diese Fasern setzen sich als Tractus corticospinalis lateralis fort, während die restlichen, nicht kreuzenden Fasern als Tractus corticospinalis anterior absteigen.

3. Funktion

Die Pyramidenbahn dient als pyramidalmotorisches System der willkürlichen Motorik und wird der Feinmotorik zugeordnet - in Abgrenzung zum extrapyramidalmotorischen System, welches das funktionelle Korrelat für die Grobmotorik bzw. Massenbewegungen der Rumpf- und proximalen Extremitätenmuskulatur ist. Das pyramidalmotorische System und das extrapyramidalmotorische System gehören beide zum somatomotorischen System. Die frühere Einschätzung, dass das extrapyramidalmotorische System der unwillkürlichen Motorik zuzuordnen ist, gilt heute als obsolet.

4. Schädigung

Eine Schädigung der Pyramidenbahn innerhalb des Gehirns z.B. durch einen Schlaganfall, hat zunächst eine schlaffe Parese mit Beeinträchtigung der Feinmotorik zur Folge. Nach einer kurzen Periode geht die schlaffe Lähmung in eine spastische Lähmung über. Die Gesamtheit aller auftretenden neurologischen Veränderungen fasst man unter dem Begriff Pyramidenbahnzeichen zusammen.

4.1. Babinski-Reflex

Bei einer Pyramidenbahnschädigung treten die sonst unterdrückten, propiospinalen Verschaltungen wieder in Kraft. Dadurch wird der Babinski-Reflex positiv. Dieser Primitivreflex wird beim Erwachsenen normalerweise durch die Aktivität der Pyramidenbahn unterdrückt. Bei Säuglingen ist er noch physiologisch auslösbar.

4.2. Merkhilfe

Bei Läsionen der Pyramidenbahn unterscheidet man zwischen einem Defekt im Bereich des ersten und des zweiten Neurons. Angenommen, das erste Neuron ist ein Reiter auf dem 2. Neuron, dem Pferd:

  • Ist das Pferd verletzt, so kann der Reiter nicht mehr reiten: Schlaffe Lähmung
  • Ist der Reiter vom Pferd gefallen, so wird das Pferd nicht mehr geführt: Spastische Lähmung
Stichworte: Efferenz, Motorkortex
Fachgebiete: Zentralnervensystem

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