Fesselbeinluxation (Pferd)
Synonyme: Fesselgelenkluxation, Metakarpo- bzw. Metatarsophalangealluxation
Englisch: luxation of the metacarpo-/metatarsophalangeal joint, fetlot luxation
Definition
Fesselbeinluxationen sind traumatische Verletzungen des Fesselgelenks beim Pferd.
Vorkommen
Ätiologie
Häufigster Auslöser einer Fesselbeinluxation ist das Hängenbleiben mit der Gliedmaße in einem Loch auf der Weide oder zwischen zwei fixierten Gegenständen (z.B. Boxentüre, Bahngleisübergänge u.ä.). Durch das abrupte Anziehen des eingeklemmten Beins entstehen traumatische Verletzungen der Fesselgelenkregion. In seltenen Fällen kann das Fesselbein auch spontan während Höchstleistungen (z.B. Pferderennen) oder nach der Kollision mit einem Objekt (z.B. Sprunghindernis) luxieren.
Pathogenese
Durch eine übermäßige Beugung oder Streckung kommt es zur Überdehnung und letztendlich zum Zerreißen der Gelenkkapsel und der Seitenbänder. Das Gelenk wird instabil, sodass das Fesselbein luxiert. Aufgrund der dorsal verlaufenden Strecksehne und der palmar bzw. plantar befindlichen nach distal ziehenden Beugesehnen sowie des Musculus interosseus medius (Fesselträger) wird das Gelenk nach dorsal sowie palmar bzw. plantar stabilisiert. Eine Luxation ist daher meist nur nach medial oder lateral möglich. Bei der spontanen Ruptur des Fesselträgers (z.B. beim akuten Niederbruch bei Galopprennpferden) kommt es zur Dislokation nach dorsal.
Abhängig von der einwirkenden Kraft können zusätzlich noch Avulsionsfrakturen (der anliegenden Bänder) oder artikuläre Frakturen des distalen Fesselbeinabschnitts auftreten.
Klinik
Hauptsymptome einer Fesselbeinluxation sind Lahmheit und eine Valgus- oder Varusstellung im Fesselgelenk. Die Fesselregion schwillt an und und ist äußerst druckdolent.
Diagnose
Erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose können während der orthopädischen Untersuchung und im Rahmen der Anamnese gewonnen werden. Die Diagnose wird letztendlich mithilfe von Röntgenbildern gesichert, wobei auch zusätzliche Verletzungen (z.B. Avulsionsfrakturen, artikuläre Frakturen u.ä.) festgestellt werden können.
Therapie
Die Luxation ist unter Allgemeinanästhesie zu reponieren. Anschließend wird ein Castverband angelegt und Boxenruhe für die folgenden sechs Wochen verordnet. Liegt aufgrund der schwerwiegenden Verletzung ein Hämarthros im Fesselgelenk vor, sollte dieser vor dem Anlegen eines Verbandes drainiert werden.
Abhängig von der Klinik und vom Ausmaß der Verletzung können auch die Seitenbänder im Rahmen der Reposition rekonstruiert werden.
Prognose
Vollständige Luxationen bei gleichzeitiger Ruptur des Fesselträgers haben eine schlechte Prognose. Fesselbeinluxationen mit Schädigungen der großen Gefäße sind ebenso ungünstig. Hier ist in vielen Fällen eine Euthanasie indiziert.
Literatur
- Baxter GM. 2011. Adams and Stashak's Lameness In Horses. Sixth edition. Wiley-Blackwell Publishing, Ltd. ISBN: 978-0-8138-1549-7/2011.
- Auer JA, Stick JA, Kümmerle JM, Prange TP. 2019. Equine Surgery. Fifth edition. Elsevier, Inc. ISBN: 978-0-323-48420-6
- Brehm W, Burk J, Delling U, Hagen J, Köhler M, Litzke LF, Nowak M, Rijkenhuizen A, Schusser GF, Tietje S, Troillet A. Krankheiten des Bewegungsapparats. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 849-1148. ISBN: 978-3-13-219621-6