Fäulnisdyspepsie
Englisch: putrescence dyspepsia, putrefactive dyspepsia
Definition
Fäulnisdyspepsie ist ein veralteter Medizinbegriff, der eine funktionelle Verdauungsstörung mit vermehrter Fäulnis im Dickdarm bezeichnet. Als ursächlich wurde ein gestörter Proteinstoffwechsel mit abnormer Keimbesiedelung angesehen.
Pathogenese
Fäulnis kommt physiologisch im Darm vor und trägt zur Zersetzung unverdauter Nahrungsbestandteile und damit zur Bildung der Fäzes bei. Infolge erhöhter Proteinkonzentrationen im Colonlumen kommt es allerdings zu verstärkten Fäulnisprozessen, da die unverdauten Proteine durch die hier ansässigen Bakterien zersetzt werden. Es besteht eine gestörte Darmflora, die vor allem Escherichia coli, Enterobakterien und Clostridien in erhöhter Anzahl aufweist.
Ursachen
Erhöhte Proteinkonzentrationen können aus zweierlei Umständen resultieren:
- Gesteigertes Angebot
- bei eiweißreicher Kost, z.B. im Rahmen einer Ernährungsumstellung
- bei eiweißreichem Sekret, z.B. bei serösen Entzündungen oder beim Colonkarzinom
- Unzureichende Verdauung
- bei Enzymmangel (Proteasen), z.B. im Rahmen einer Pankreasinsuffizienz
- bei Fehlbesiedlung des Darms durch Fremdkeime (Dysbiose)
Klinik
Die Fäulnisdyspepsie ist gekennzeichnet durch den sogenannten Fäulnisstuhl. Es handelt sich um einen übelriechenden, dunkelbraunen und dünnen Stuhl. Bei vermehrter Peristaltik und Diarrhoen können Oberbauchbeschwerden und Gewichtsverlust auftreten. Bei längerem Krankheitsverlauf zeigt sich ein reduzierter Allgemeinzustand begleitet von Schwäche und Unwohlsein.
Diagnostik
Die Basisdiagnostik umfasst eine körperliche Untersuchung und eine Sonographie des Abdomens. Zusätzlich kann eine systematische Analyse der Stuhleigenschaften inklusive der Zusammensetzung des Mikrobioms Aufschluss geben.
Therapie
Neben der kausalen Therapie ist die Bekämpfung der Fäulnisflora im Rahmen einer Darmsanierung ein Behandlungsziel. Diätische Gegenmaßnahmen in Form von Fett- und Proteinreduzierung sind indiziert, wogegen peristaltikanregende Nahrungsmittel vermieden werden sollten. Unterstützende Präparate zum Aufbau der Darmflora sind ebenfalls sinnvoll. Bei schweren Diarrhoen ist außerdem die Substitution von Flüssigkeit und Elektrolyten notwendig.
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