Equine odontoclastic tooth resorption and hypercementosis (Pferd)
Synonym: EOTRH
Definition
Als Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis, kurz EOTRH, bezeichnet man eine schmerzhafte und progressiv fortschreitende Parodontalerkrankung der Schneide- und Hengstzähne beim Pferd.
Die Erkrankung ähnelt den Feline Odontoclastic Resorption Lesions (FORL) der Katze sowie der Multiple Idiopathic External Apical Root Resorption (MIEARR) des Menschen.
Vorkommen
Ätiologie
Die auslösende Ursache für EOTRH ist bislang (2020) noch ungeklärt. Vermutet wird ein multifaktorielles Geschehen, sodass einzelne Einflussfaktoren zeitlich gestaffelt zum Gesamtbild der Erkrankung beitragen. Unter anderem stehen folgende Faktoren in ätiologischem Verdacht:
- Erhöhter mechanischer Stress,
- ischämische Nekrosen,
- Fütterung von Silage und
- genetische Prädisposition.
Zusätzlich können bei EOTRH-Patienten vermehrt Mikroorganismen (Treponema spp.) nachgewiesen werden. Hier ist jedoch noch unklar, ob diese auch ursächlich sind oder nur als sekundäre Begleiterscheinung auftreten.
Pathogenese
Histologische Untersuchungen zeigen, dass der EOTRH ein zweiphasiger Krankheitsprozess zugrunde liegt, der sich auf den intraalveolären Abschnitt des Zahnes beschränkt.
Die erste Phase wird als Resorptionsphase bezeichnet. Hier resorbieren körpereigene Zellen (Odontoklasten) fortwährend die peripheren Zahnhartsubstanzen. Der Prozess verläuft nicht kontinuierlich, sodass die Resorption an einigen Stellen weniger weit fortschreitet als in anderen Abschnitten.
Die zweite Phase bezeichnet man als Reparationsphase. In dieser Phase wird ein irreguläres und zementähnliches Reparaturgewebe angelagert. Die Produktion des Reparaturmaterials ist teilweise massiv und unlimitiert, wodurch letztendlich die krankheitstypischen Hyperzementosen entstehen. Zu Beginn der Erkrankung befinden sich diese Umfangsvermehrungen stets auf der palatinalen bzw. lingualen Zahnseite - oftmals wenige Millimeter okklusal der Wurzelspitze.
In betroffenen Zähnen können immer Prozesse beider Phase gleichzeitig nebeneinander beobachtet werden. Je nach Ausmaß der Resorption bzw. Apposition lassen sich röntgenologisch entweder odontolytische Veränderungen oder Umfangsvermehrungen feststellen.
Klinik
EOTRH ist eine hoch schmerzhafte und progressive Erkrankung, die sich vorrangig auf die Schneide- und Hengstzähne beschränkt und seltener auf die Prämolaren übergreift. Betroffene Pferde tun sich sichtlich schwer beim Abbeißen harter Futtermittel (z.B. Karotten, hartes Brot), speicheln vermehrt und sind deutlich ruhiger und vermehrt in sich gekehrt. Bei der Maulhöhlenuntersuchung zeigen sich gingivale Schwellungen und Retraktionen, eitrige Fistelkanäle und massiver Zahnsteinbefall.
Die Zähne sind in der Regel nicht locker, jedoch sind die Schneidezähne der Ober- und Unterkiefer meist steiler gestellt als normal (oft nicht zum Alter der Pferde passend).
Diagnose
Die Diagnose lässt sich meist durch die klinische Untersuchung stellen. Durch intraorale Röntgenaufnahmen wird der Verdacht verifiziert. Abhängig vom Verlauf zeigen sich Umfangsvermehrungen im Bereich der intraalveolären Zahnanteile mit gleichzeitig röntgenologisch sichtbaren, diffusen Aufhellungen in den Zahnhartsubstanzen. Das Zahnfach ist dabei meist vom Zahn abgehoben oder vollständig aufgelöst.
Therapie
Da die Erkrankung oft erst in weit fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert wird, ist eine Extraktion der hochgradig betroffenen Zähne meist nur mehr die einzige Therapiemöglichkeit. Auf diese Weise kann das Übergreifen auf wenig oder nicht betroffene Zähne für eine gewisse Zeit verhindert werden. Oftmals ist eine Extraktion aller Schneidezähne notwendig, um dem Tier einen schmerzfreien Zustand zu ermöglichen.
Literatur
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A, Hrsg. 2017. 4. Auflage. Handbuch Pferdepraxis. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thime Verlag KG.
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