Corpus mamillare
von lateinisch: corpus - Körper; mamilla - Brustwarze
Synonyme: Corpus mammillare, Mammillarkörper, Mamillarkörper
Englisch: mammillary body, mamillary bodies
Definition
Das Corpus mamillare ist eine paarige Erhebung an der Unterseite des Gehirns zwischen den Crura cerebri. Sie befindet sich am Vorderende des Fornix und ist Teil des limbischen Systems und damit des Diencephalons.
Neuroanatomie
Das Corpus mamillare wird als markreicher Teil des Hypothalamus beschrieben, hat aber keine Verbindungen zu den übrigen, markarmen Regionen des Hypothalamus. Über seine Verbindungen zum Fornix und zum Fasciculus mamillothalamicus ist es in den Papez-Kreis eingeschaltet.
Im Papez-Kreis, dem ersten funktionellen Konzept des limbischen Systems, war das Corpus mamillare noch ein zentrales Element. Heute geht man davon aus, dass für Emotionen vorwiegend die Amygdala das relevante Kerngebiet ist. Das Corpus mamillare soll hingegen wesentlich an Gedächtnisprozessen beteiligt sein.
In Nucleus mamillaris lateralis und medialis entspringen der Tractus mamillothalamicus, der zu den vorderen Thalamuskernen zieht, und der Tractus mamillotegmentalis, der seine Fasern zur Mittelhirnhaube (Tegmentum mesencephali) entsendet. Zum Corpus mamillare gelangen Fasern aus dem Subiculum durch den Fornix. Einige Neurone des Corpus mamillare sind histaminerg.
Blutversorgung
Die Corpora mamillaria werden durch perforierende Gefäßäste versorgt, die aus dem P1-Segment der Arteria cerebri posterior (PCA) stammen, meist aus den Arteriae centrales posteromediales. Äste der Arteria communicans posterior (PCom) kommen ebenfalls als Versorgungsquelle in Betracht.
Klinik
Infolge von Alkoholismus kann es zu toxischen Läsionen und damit zur Degeneration des Corpus mamillare und des medialen Thalamus kommen, welche man klinisch als Wernicke-Korsakow-Syndrom bezeichnet. Durch Gefäß- und Gliaproliferationen entstehen Blutungen und Gewebsauflockerungen. Hirnschnitte mit entsprechenden Einblutungen in die Corpora mamillaria werden daher pejorativ auch als Säuferschnitt bezeichnet. Es treten Gedächtnisstörungen und Konfabulation auf.