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Charles-Bonnet-Syndrom

nach Charles Bonnet (1720-1793), schweizer Naturwissenschaftler
Synonyme: Occipitalhirnsyndrom ohne Occiptalhirnaffektion, CBS, Einfüllphänomen
Englisch: visual release hallucinations, Charles Bonnet syndrome

1. Definition

Beim Charles-Bonnet-Syndrom treten isoliert visuelle Pseudohalluzinationen in einem anoptischen Bereich auf. Von der Erkrankung sind hauptsächlich ältere Menschen mit Sehstörungen betroffen.

2. Hintergrund

Beim langsamen Verlust der Sehfähigkeit treten unwillkürliche, komplexe Pseudohalluzinationen auf (z.B. erscheinen sowohl statische als auch bewegte Menschen, Tiere, Gebäude und Szenen, die kurz bestehen bleiben und dann nach mehreren Minuten wieder verschwinden). Die Patienten bleiben dabei bewusstseinsklar, andere Arten von Halluzinationen (taktile, akustische) treten nicht auf. Es entsteht auch kein Wahn. Das Syndrom wurde nach Charles Bonnet, einem schweizer Philosophen und Naturwissenschafter benannt. Das CBS ist eine Erkrankung des hohen Alters, es gibt jedoch auch beschriebene Fälle bei Kindern.

3. Ursache

Das CBS tritt infolge eines länger bestehenden Gesichtsfeldausfalls auf. Die Schädigung kann dabei im Auge, in der Sehbahn oder in der primären Sehrinde liegen. Man nimmt an, dass die Pseudohalluzinationen dadurch entstehen, dass der visuelle Assoziationscortex spontan depolarisiert, wenn sein afferenter Zufluss unterbunden wurde.[1]

Zu den auslösenden Erkrankungen zählen:

Meist kommt es bei den betroffenen Patienten zu visuellen Erscheinungen im blinden Gesichtsbereich.

4. Symptome

  • Phosphene (Lichterscheinungen)
  • Photopsien (meist geometrische Figuren mit klarem Umriss)
  • Palinopsien (Objekte, die bereits im Gesichtsfeld gesehen wurden, aber nun persisitieren oder erneut erscheinen)
  • Metamorphopsien (Verkleinerungen, Vergrößerungen oder Verzerrungen von gesehenen Objekten)
  • komplexe Halluzinationen (Phantasiegestalten, Bilder, Szenen)
  • Heautoskopien (Doppelgängerhalluzination)

Die genannten Erscheinungen werden vom Patienten als unecht und realitätsfremd erkannt und er kann sich davon distanzieren. Deswegen zählen diese Erscheinungen zu den Illusionen und Pseudohalluzinationen.

5. Diagnose

Folgende diagnostische Kriterien müssen zutreffen:

  • Stereotype optische Pseudohalluzinationen
  • Distanzierung von der Echtheit der Wahrnehmungen
  • Keine Halluzinationen in anderen Qualitäten
  • Kein wahnhaftes Erleben

6. Differentialdiagnose

7. Therapie

Die Therapie ist ursächlich. Es sollte eine Verbesserung der Sehkraft angestrebt werden (Brille, Operation). Beim Katarakt führt eine Linsenoperation zum kompletten Verschwinden der CBS-Symptome. Wenn die Symptome vorwiegend in der Dunkelheit auftreten, kann eine adäquate Beleuchtung die Beschwerden lindern. Kann eine Verbesserung der Sehkraft nicht erreicht werden, so muss eine psychopharmakologische Therapie erfolgen. Dazu werden meist Antipsychotika (Melperon, Risperidon), Antikonvulsiva (Carbamazepin, Clonazepam) und Serotonin-Antagonisten (Ondansetron) eingesetzt.

8. Quellen

  1. Hacke, Werner (Hrsg): "Neurologie". Springer Verlag. S. 11. 14. Auflage, 2015
Stichworte: Halluzination
Fachgebiete: Augenheilkunde, Neurologie

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21.03.2024, 09:12
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