Charcot-Marie-Tooth-Krankheit Typ 4
Definition
Die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit Typ 4, kurz CMT4, ist eine seltene Erkrankung, die den hereditären Neuropathien zugeordnet wird. Sie manifestiert sich in der Regel im Säuglings- bzw. Kleinkindalter und ist eine Form der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit.
Einteilung
Es sind bisher (2022) rund 15 Unterformen der CMT4 bekannt. Man unterscheidet:
- 11 demyeliniserende Formen (Schädigung der Myelinscheide): CMT4-Typ A, 4B1, 4B2, 4C bis 4J, CCFDN
- 4 axonale Formen (Schaden am Axon): CMT4-Typ 4C1, 4C2, 4C3, 4C4
Epidemiologie
Die CMT4 tritt insgesamt seltener auf als andere Formen der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit. Die Prävalenz wird auf 1 bis 5 pro 10.000 geschätzt.
Genetik
Die CMT4 wird meist autosomal-rezessiv vererbt. Für die 15 bekannten Unterformen der Erkrankung sind bisher (2022) 14 ursächliche Gene und zwei Loci nachgewiesen worden. Die CMT4 ist unter anderem mit Mutationen des Gens für den Apoptose-iduzierenden Faktor (AIF) assoziiert.
Klinik
Die CMT4 weist einen schwereren Verlauf auf als andere Formen der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit und zeigt meist einen früheren Erkrankungsbeginn. Sie manifestiert sich in der Regel im frühen Säuglings- oder Kleinkindalter.
Typische Symptome einer CMT4 sind eine progrediente, distal betonte Schwäche und Atrophie der Muskeln, die vom Nervus peronaeus innerviert werden. Dies kann sich in Form eines Stepperganges äußern. Zudem treten gehäuft Skelettdeformitäten wie Hammerzehen oder eine Skoliose auf. Viele Patienten zeigen außerdem eine Schwäche und Atrophie der Handmuskulatur.
Darüber hinaus ist die CMT4 durch sensorische Störungen gekennzeichnet, die sich durch einen Verlust der Empfindung von Schmerz, Berührung und Vibration im distalen Bereich der unteren Extremitäten präsentieren.
Diagnostik
Die Diagnostik besteht insbesondere aus einer Anamnese sowie einer ausführlichen neurologischen Untersuchung. Darüber hinaus wird der Erbgang bestimmt und eine elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt. Der molekulargenetische Nachweis der ursächlichen Mutation sichert die Diagnose.
Therapie
Derzeit (2022) existiert keine kausale Therapie der Erkrankung. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch. Die Skelett- und Muskelfunktion kann durch Physiotherapie und eine umfassende orthopädische Versorgung gestärkt werden. Die Lungenfunktion sollte regelmäßig kontrolliert werden. Liegt eine respiratorische Dysfunktion vor, ist in manchen Fällen eine Korrektur der Skoliose oder eine assistierte Beatmung indiziert. Zur Behandlung der sensorischen Dysfunktion werden unter anderem Antikonvulsiva, Antidepressiva und Analgetika eingesetzt.
Prognose
Die Prognose variiert zwischen den verschiedenen Unterformen und wird in erster Linie durch die Ausprägung der klinischen Symptome bestimmt. Die Neuropathie entwickelt sich in der Regel langsam progredient und kann ursächlich für Behinderungen sein. Die Lebenserwartung der Patienten ist normal, falls sich keine sekundären Komplikationen ausbilden.
Bei einigen Unterformen der CMT4 (insbesondere CMT4C4, CMT4B1, CMT4B2 und CMT4E) treten gehäuft schwere Atemkomplikationen auf. Zudem manifestiert sich die Erkrankung im Vergleich zu den anderen Formen früher. Diese Patienten weisen eine schlechtere Prognose auf und versterben häufig bereits in einem jungen Lebensalter.
Literatur
- Orphanet - Charcot-Marie-Tooth-Krankheit Typ 4, abgerufen am 28.04.2022
- Charcot-Marie-Tooth-Hoffmann-Syndrom, abgerufen am 28.04.2022
um diese Funktion zu nutzen.