Bursitis praecarpalis (Rind)
Synonyme: Karpalbeule, Knieschwamm
Definition
Als Bursitis praecarpalis bezeichnet man eine aseptische oder septische Entzündung der Bursa subcutanea praecarpalis dorsal am Karpus beim Rind.
Epidemiologie
Die Bursitis praecarpalis betrifft vorrangig adulte Rinder und nur selten Kälber bzw. kleine Wiederkäuer.
Ätiologie
Die Bursitis praecarpalis entsteht infolge einer chronischen mechanischen Reizung. Auslöser sind meistens haltungsbedingte Fehler, z.B. zu kurze Liegeflächen, Standkanten am Übergang von der Liegefläche zum Futterbarren u.ä. Selten entstehen die Bursitiden aufgrund anderer schmerzhafter Prozesse an den Vorder- oder Hintergliedmaße (z.B. Klauenerkrankungen).
Pathogenese
Durch die chronische Belastung kommt es zu einer Verdickung und Hyperkeratose der Haut und Subkutis sowie zur Entstehung einer akzessorischen Bursa dorsal am Karpus.
Die kontinuierliche mechanische Reizung bewirkt initial eine chronisch-aseptische Entzündung. Abhängig vom Pathomechanismus entwickeln sich folgende Formen:
- chronische, aseptische seröse bis serofibrinöse Entzündung (häufigste Form)
- akute, aseptische seröse Entzündung
- septische oder eitrige Entzündung
Klinik
Die chronische aseptische Bursitis praecarpalis entwickelt sich über Wochen bis Monate. Die Umfangsvermehrung ist fluktuierend, nicht schmerzhaft, nicht höher temperiert und kann Kindskopfgröße erreichen. Die Schwellung befindet sich an der dorsalen Seite des Karpalgelenks und ist stets gut abgrenzbar. Die über der Bursitis liegende Haut ist verdickt, derb, rissig und haarlos. Aufgrund des chronischen Verlaufs leiden die Tiere nur selten an einer geringgradigen Lahmheit (aufgrund mechanischer Behinderung aufgrund der Größe).
Die akute seröse Bursitis praecarpalis entsteht binnen kürzester Zeit. Die Umfangsvermehrung ist stets schmerzhaft und weist eine Fluktuation sowie eine erhöhte Temperatur auf. Die Tiere zeigen ein Lahmheit 1. bis 2. Grades bzw. eine gemischte Lahmheit. Bei der septischen Form ist die Umfangsvermehrung hochgradig schmerzhaft, deutlich höher temperiert und aufgrund der umfangreichen Phlegmone nicht mehr gut abgrenzbar. Betroffene Rinder sind mittel- bis hochgradig lahm (2. bis 4. Grades), wobei das Allgemeinbefinden häufig ungestört ist.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand der typischen Klinik gestellt. Um eine mögliche Mitbeteiligung der Karpalgelenkstrecker und ihrer Sehnenscheiden auszuschließen, ist eine Ultraschalluntersuchung notwendig.
Therapie
Chronische aseptische Bursitiden stellen häufig nur ein kosmetisches Problem dar und sind nicht therapiewürdig. Aufgrund ihrer Struktur (häufig gekammert) kann durch eine Punktion keine vollständige Entleerung erzielt werden. Die Behandlung richtet sich daher nach der Beseitigung der auslösenden Ursache (Management verbessern). Die akute aseptische Bursitis wird punktiert, anschließend ausreichend gespült und eventuell mit Glukokortikoiden behandelt. Vorab ist aber unbedingt eine septische Ursache auszuschließen. Bei trächtigen Tieren kann durch die Glukokortikoidgabe ein Abort induziert werden.
Eine septische oder eitrige Bursitis muss chirurgisch behandelt werden. Die Bursa wird am tiefsten Punkt gespalten und drainiert (z.B. Penrose-Drainage). Durch wiederholte Spülungen bei gleichzeitiger parenteraler Antibiose wird eine Abheilung der Entzündung erzielt. Alternativ kann auch eine Totalresektion der Bursa (Bursektomie) unter IVSTAN am sedierten Rind in Seitenlage durchgeführt werden.
Literatur
- A.Univ.-Prof. Dr. Johann Kofler Dipl. ECBHM. Skriptum - Orthopädische Erkrankungen & Orthopädische Operationen bei Wiederkäuern. Neu überarbeitet im Jänner 2015. Klinik für Wiederkäuer, Vetmeduni Wien.