Bennett-Luxationsfraktur
nach dem irischen Chirurgen Edward Hallaran Benett (1837-1907)
Englisch: Bennett’s fracture
Definition
Die Bennett-Luxationsfraktur ist eine intraartikuläre basisnahe Schrägfraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk (MCP I) bei gleichzeitigem knöchernem Ausriss des Ligamentum trapeziometacarpale an der Basis des Os metacarpale I. Sie zählt zu den Mittelhandfrakturen und Gelenkfrakturen.
- ICD10-Code: S62.21
Ätiologie
Der Mechanismus der Bennett-Fraktur ist zumeist eine axiale direkte oder indirekte Gewalteinwirkung auf den adduzierten Daumen, z.B. bei Sturz auf die Hand.
Durch den Zug des Musculus abductor pollicis longus wird der distale Frakturanteil nach proximal und dorsal bzw. radial luxiert. Das kleinere ulnare Fragment wird vom Bandapparat in Position gehalten.
Klinik
Im Bereich der Fraktur bestehen Druckschmerzen und eine Schwellung als Folge des ossären Blutaustrittes. Bei Bewegung kommt es ebenfalls zu Schmerzen. Palpatorisch lässt sich eine Instabilität und Deformierung des Daumengelenks feststellen, die auch sichtbar sein kann.
Komplikationen
- Rotationsfehler
- Achsenknick, Verkürzung
- Pseudarthrose, Gelenkkontrakturen
Diagnose
- Anamnese
- Klinische Untersuchung
- Röntgen der Hand in 2 Ebenen
Differenzialdiagnosen
- Rolando-Fraktur: intraartikuläre basisnahe Y- oder T-förmige 3-Fragment-Fraktur des Os metacarpale I mit Subluxation im Daumensattelgelenk.
- Winterstein-Fraktur: extraartikuläre basisnahe Schrägfraktur des Os metacarpale I
Therapie
Die Therapie der Bennett-Luxationsfraktur erfolgt i.d.R. operativ, entweder mittels offener Reposition und interner Fixierung (ORIF mit Miniplatten oder Schraubenosteosynthese) oder durch minimalinvasive Spickdrahtosteosynthese mit temporärer Fixation des MCP I am MCP II.
Nachsorge
Im Gegensatz zur Winterstein-Fraktur ist häufig postoperativ eine Ruhigstellung im Gips oder in einer Daumenschiene erforderlich. Des Weiteren ist eine physiotherapeutische Behandlung indiziert, die das Greifen und die Thenarmuskulatur stärkt. Beispielsweise werden Therapiebälle verwendet, um das Greifverhalten zu stärken und einer Einsteifung des Gelenks vorzubeugen.
Literatur
- Hirt et al., Anatomie und Biomechanik der Hand (4. vollständig überarbeitete Auflage), Thieme Verlag, 2021