Beckenbodentraining

Der Beckenboden besteht aus mehreren Muskelschichten, die das knöcherne Becken nach kaudal abschließen. Er unterteilt sich anatomisch in drei Hauptkomponenten:

• Diaphragma pelvis (v.a. Musculus levator ani)
• Diaphragma urogenitale
• Sonstige perineale Muskulatur (z.B. Sphinkter)

Diese Strukturen unterstützen die Kontinenz, stabilisieren die Beckenorgane und spielen eine Rolle bei Atmung, Haltung und Sexualfunktion.

Das Beckenbodentraining wird bei zahlreichen funktionellen Störungen eingesetzt, darunter:

• Harninkontinenz (Stress-, Drang- oder Mischinkontinenz)
• Stuhlinkontinenz
• Beckenorganprolaps (z.B. Zystozele, Rektozele, Uterusprolaps)
• Postoperative Rehabilitation nach Prostatektomie, Hysterektomie oder rekonstruktiven Eingriffen am Beckenboden
• Sexuelle Funktionsstörungen (Dyspareunie, Erektionsstörungen mit muskulärer Beteiligung, Ejaculatio praecox)
• Rückbildung nach Geburt

Das Training kann unter physiotherapeutischer Anleitung oder eigenständig erfolgen. Grundpfeiler sind:

• Wahrnehmungsschulung: Erlernen der Lokalisierung und bewussten Anspannung des Beckenbodens
• Kräftigungsübungen: Wiederholte Anspannung und Entspannung in verschiedenen Körperhaltungen
• Koordinationstraining: Kombination mit Atmung, Rumpf- und Beinbewegungen
• Funktionelles Training: Integration in Alltagsbewegungen (z.B. beim Heben, Husten)

Als Hilfsmittel können Biofeedbackgeräte und Vaginalkonen, sowie Elektrostimulation bei schwer aktivierbarer Muskulatur eingesetzt werden.

Die Wirksamkeit von Beckenbodentraining ist durch zahlreiche klinische Studien belegt.

• Schultz-Lampel et al., Urodynamik – Lehrbuch des Arbeitskreises Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau. 4. Auflage, Springer, 2022
• AWMF - S2k-Leitlinie Harninkontinenz der Frau (2022)