Balantidiose (Schwein)
Synonyme: Balantidium-Infektion des Schweines, Balantidienruhr
Definition
Die Balantidiose des Schweines ist eine durch Protozoen der Art Balantidium verursachte Erkrankung beim Schwein.
Erreger
Balantidien sind fakultativ pathogene Wimpertierchen (Ciliophora), die im Caecum leben. Eine direkte Erregerübertragung vom Schwein auf den Menschen ist möglich, jedoch entsteht eine Infektion erst infolge einer Resistenzminderung der Darmwand. Affen sind deutlich empfänglicher für Balantidien.
Die vegetativen Stadien von Balantidium coli sind ovoid und durchschnittlich 71,3 x 43 µm groß. Ihre Oberfläche weist in Reihen angeordnete Zilien auf, die alle synchron schlagen (gleichmäßig gleitende Bewegungen). Am Vorderende befindet sich das sogenannte Cytostom (Zellmund) in Form einer trichterförmigen Einkerbung. Die sphärisch geformten Zysten sind dickwandig und etwa 56 x 51 µm groß.
Vorkommen
Balantidium coli ist weltweit verbreitet. Die Infektionsraten sind mit dem Alter ansteigend, wobei bereits Saugferkel bis zu 57 % infiziert sein können. Im Alter von über 4 Wochen beträgt die Befallsrate oftmals 100 %.
Entwicklung
Balantidium coli vermehrt sich durch Querteilung. Eine Übertragung erfolgt von Tier zu Tier durch mit dem Kot ausgeschiedene Zysten. Diese können in feuchten Medien (Kot, Erde, Einstreu) mehrere Wochen infektiös bleiben.
Pathogenese
Die Protozoen sind im Allgemeinen harmlose Kommensalen im Darmlumen. Nach Schädigung der Darmwand durch andere Noxen oder Mangelzustände können die Erreger jedoch über die Drüsenausführungsgänge in die Mukosa eindringen und hier zu Veränderungen führen. Dazu zählen u.a. Epitheldegeneration, fokale Nekrosen und neutrophile Infiltrate.
Gleichzeitige Infektionen mit Viren, Bakterien oder Parasiten verstärken das Krankheitsbild.
Pathologie
Im Zuge der Sektion erkrankter Schweine kann eine katarrhalische bis hämorrhagische Typhlitis und Kolitis mit Infiltrationen von Leukozyten in der Mukosa und Submukosa festgestellt werden.
Klinik
In nur seltenen Fällen führt eine Balantidiose zu Störungen der Darmtätigkeit, die mit geringgradiger Schmerzhaftigkeit im Bereich des Dickdarmes und dünnbreiigem Kot einhergehen. Eine seltene akute - mitunter sogar tödlich verlaufende - Balantidienruhr ist durch dünnflüssigen und schleimig-blutigen Kot charakterisiert.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt mittels Nachweis der Zysten im Kot mit Flotationsverfahren oder der vegetativen Stadien in frisch abgesetztem Kot im Nativpräparat.
Therapie
Nach gesicherter Diagnose können erkrankte Schweine versuchsweise mit Tetrazyklinen oder Trimethoprim in Kombination mit Sulfadimidin behandelt werden.
Bei der Wahl der Antibiotika sind die nationalen Zulassungs- und Umwidmungsbestimmungen sowie vorgeschriebenen Wartezeiten einzuhalten.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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