Atypischer Gesichtsschmerz
Synonym: (anhaltender) idiopathischer Gesichtsschmerz
Definition
Der atypische Gesichtsschmerz ist eine Ausschlussdiagnose und bezeichnet dumpfe, drückende und andauernde Schmerzen im Gesichtsbereich. Die Krankheit tritt bei Frauen drei mal häufiger als bei Männern auf.
- ICD-Code: G50.1
Ursachen
Meist ist keine konkrete Ursache für das Auftreten von atypischen Gesichtsschmerzen auszumachen. Manchmal treten die Schmerzen nach kleinen und unkomplizierten zahnärztlichen Eingriffen auf.
Symptome
- häufig einseitiger, orofazialer Schmerz
- diffuse Lokalisation mit Schmerzzentrum über der Wange, Oberkiefer oder Zähnen
- quälender, dumpf drückender Schmerzcharakter
- keine Zuordnung zu einem bestimmten Hirnnerven möglich
- Dauerschmerz, der täglich auftritt- der Schmerz stört jedoch den Schlaf nicht
- wechselnde Schmerzintensität mit Exazerbationen
- keine organische Ursache erkennbar
- keine neurologischen Defizite (insbesondere keine Sensibilitätsstörungen)
- evtl. vegetative Begleitsymptome
- einschießende Schmerzen und Triggerpunkte sind nicht vorhanden
- häufige Komorbiditäten: Depression, Zwangsstörungen, Somatisierung, Angststörungen
Differentialdiagnose
- Trigeminusneuralgie
- Glossopharyngeusneuralgie
- Aurikulotemporalisneuralgie
- Nasoziliarisneuralgie
- Sluder-Neuralgie
- Akute Zahnaffektionen
- Mandibulargelenkssyndrom
- Riesenzellarteriitis
- HNO-Erkrankungen (Sinusitis)
Therapie
- Antidepressiva: Amitriptylin, Clomipramin
- Antikonvusliva: Carbamazepin, Oxcarbazepin, Pregabalin, Gabapentin
- Analgetika
- Psychotherapie (verhaltenstherapeutische Verfahren)
- Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson)
- Massagen
- Kieferorthopädische und zahnmedizinische Maßnahmen
- Chirurgische Eingriffe
Verlauf und Prognose
Ein unterschiedliches Ansprechen auf wiederholte Behandlung ist typisch. Es kommt häufig zu Schmerzmittelabusus sowie zu medikamenteninduziertem Kopfschmerz. Der Patient sollte deswegen dazu angehalten werden mit Schmerzmitteln von Anfang an sparsam umzugehen. Eine psychiatrische Behandlung ist in den meisten Fällen indiziert.