Alkoholpsychose
Synonyme: alkoholbedingte psychotische Störung, alkoholinduzierte Psychose
Englisch: alcohol-induced psychotic disorder, AIPD
Definition
Die Alkoholpsychose ist eine psychische Erkrankung, die durch psychotische Symptome in Zusammenhang mit einer Alkoholintoxikation oder einem Alkoholentzug gekennzeichnet ist. Als Ursache wird ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Glutamat vermutet.[1]
- ICD-11: 6C40.6
Terminologie
Der Begriff wird international nicht einheitlich verwendet. Die ICD-11 definiert synonym den Begriff „alkoholbedingte psychotische Störung“ als das Auftreten von psychotischen Symptomen während oder kurz nach einer Alkoholintoxikation oder einem Alkoholentzug. Teilweise wird der Begriff auch als übergeordneter Terminus für die Alkoholhalluzinose oder den alkoholischen Eifersuchtswahn verwendet.
Symptome
Die Alkoholpsychose hat eine große Varietät von Symptomen, die über mehrere Monate andauern können:[2]
- akustische Halluzinationen
- Wahnvorstellungen
- Denkstörungen
- Psychomotorische Unruhe / Agitation
- Angstzustände und Panik
- Bewusstseinsstörungen
Bei andauernder Alkoholpsychose können sich u.a. Depressionen oder Suizidgedanken entwickeln.
Diagnose
Die Diagnosekriterien unterscheiden sich je nach genutztem Klassifikationssystem:
Kriterien für die Diagnose nach DSM-5:
- Wahnvorstellungen und/oder Halluzinationen
- Auftreten innerhalb eines Monats nach Alkoholkonsums oder Alkoholentzugs
- die Symptome sind nicht besser durch eine andere Erkrankung erklärbar
- die Symptome treten nicht ausschließlich während eines Delirium tremens auf
- klinisch signifikantes Leid oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Bereichen
Kriterien für die Diagnose nach ICD-11:
- psychotische Symptome, die während oder kurz nach einer Alkoholintoxikation oder einem Alkoholentzug auftreten
- die Intensität oder Dauer der Symptome geht deutlich über die psychoseähnlichen Wahrnehmungs-, Kognitions- oder Verhaltensstörungen hinaus, die für eine Alkoholintoxikation oder einen Alkoholentzug charakteristisch sind
- Menge und Dauer des Alkoholgebrauchs sind ausreichend, psychotische Symptome hervorzurufen
- die Symptome lassen sich nicht besser durch eine primäre psychische Störung erklären (z.B. Schizophrenie)
Therapie
Die akute Psychose wird symptomatisch mit Neuroleptika therapiert. Bei Bedarf werden zusätzlich Benzodiazepine verwendet.
Ein vollständiger Alkoholentzug reduziert langfristig das Risiko weiterer Alkoholpsychosen. Halluzinationen können aber weiterhin auftreten. Rückfälle in die Alkoholsucht erhöhen das Risiko einer schizophrenieähnlichen Störung. Durch die Gabe von Neuroleptika kann diese eingedämmt werden.[1]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Murray et al. Alcohol-Related Psychosis. [Updated 2025 Mar 9]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan-.
- ↑ Masood et al. Treatment of Alcohol-Induced Psychotic Disorder (Alcoholic Hallucinosis)—A Systematic Review. Alcohol and Alcoholism. 53(3):259-267. 2018