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Adaption

von lateinisch: adaptare - anpassen
Synonym: Adaptation
Englisch: adaptation

1. Definition

Adaption oder Adaptation bedeuten "Anpassung". Das entsprechende Verb lautet adaptieren. Unter dem Begriff fasst man verschiedene Vorgänge zusammen, mit denen sich ein reaktionsfähiges System (z.B. eine Zelle) auf von außen einwirkende Reize bzw. Störgrößen einstellt.

2. Hintergrund

In der Biologie wird mit Adaption meist die Fähigkeit einer Zelle, eines Gewebes, eines Organs oder eines Lebewesens bezeichnet, sich an seine Umgebungs- bzw. Umweltbedingungen anzupassen. In der Psychologie beispielsweise geht es dabei um die seelische Anpassung an neue Lebensumstände oder ungewohnte Situationen, während in der Physiologie mit Adaption in der Regel die Anpassung sensorischer Systeme an wechselnde Reizgrößen gemeint ist.

3. Biologie

Die Adaption in der Biologie wird auch Anpassungsfähigkeit genannt. Zahlreiche Beispiele belegen, dass lebende Systeme bzw. Organismen die Fähigkeit haben, sich perfekt auf ihr Umgebung und ihre Situation einzustellen. Hierzu einige Beispiele:

3.1. Adaption von Lebewesen auf Umweltveränderungen

  • Akklimatisation: Anpassung eines Lebewesens an vollkommen unterschiedliche Umweltfaktoren (Höhe, Luftfeuchtigkeit, Klima, etc.)
  • Anpassung der allgemeinen Leistungsfähigkeit an permanent höhere Belastungen (Trainingseffekt)
  • Anpassung der Bevölkerung und der Ökosysteme an die Folgen der globalen Erwärmung
  • Anpassung der zirkadianen Rhythmik an verschiedene Zeitzonen

3.2. Evolutionäre Adaption

  • Homoiothermie der Säugertiere und Vögel als Schutz gegen starke Temperaturschwankungen
  • Winterschlaf
  • Fellwechsel (Wechsel Sommer- und Winterfell)
  • Nachtaktivität als Schutz gegen zu große Hitze
  • Hitzeresistenz verschiedener Mikroorganismen
  • Wasserspeicherung der Sukkulenten
  • Bildung konzentrierten Harns zum Schutz vor Austrocknen (größere Wasserrückresorption in der Niere)
  • stromlinienförmiger Körperbau von Fischen als Schutz gegen die starke Strömung
  • Bäume wachsen in die Richtung, in der sie starken Winden am besten trotzen können

4. Physiologie

4.1. Adaptive Reaktion

4.2. Adaptionsreaktion am Auge

  • chromatische Adaption: Durch die auf verschiedene Spektralbereiche spezialisierten Rezeptoren in der Netzhaut, kann das Auge auf verschiedene Farbreize regulierend wirken (Weißabgleich). Dadurch nimmt der Mensch einen Wechsel der Farbtemperatur des Umgebungslichtes so gut wie nicht wahr.
  • Hell-Dunkel-Adaption: Physiologische Einstellung der Retina auf verschiedene Helligkeitsstufen
  • transiente Adaption: Dieser Anpassungstyp tritt auf, wenn das Auge sehr schnell zwischen hoher und niedriger Lichtintensität wechseln muss. Folge ist eine rasche Ermüdung des Auges.

4.3. Adaptionsreaktion am Ohr

Nach einer gewissen Zeit der Beschallung erscheint die Lautstärke nicht mehr so hoch, wie am Anfang. Es kommt zu einer geringeren Aktionspotenzialfrequenz der betroffenen sensorischen Nervenbahnen.

4.4. Adaptionsreaktion der Spermien

Anpassung der Spermien an Temperaturschwankungen oder Konzentrationsänderungen des sie umgebenden Mediums

5. Medizin

5.1. Chirurgie

Im chirurgischen Kontext bedeutet Adaptation ein möglichst spannungsfreies Zusammenfügen von Wundrändern.

6. Psychologie

Anpassung als physiologisch-psychologische Kompensationsreaktion

7. Ergotherapie

Unter Adaption oder Adaptation versteht man in der Ergotherapie die Fähigkeit des Menschen, sich an die Reize aus der Umwelt oder eintretenden Situationen anzupassen und adäquat zu reagieren. Weiterhin bedeutet Adaption, dass Therapeuten das Umfeld (z.B. den Wohnraum) eines Patienten auf seine Bedürfnisse im Sinne der Barrierefreiheit anpassen oder z.B. im Rahmen der Therapie eine Unterstütung bzw. Erleichterung (z.B. Griffverdickungen für Besteck oder Schüssel) anbieten, um dem Patienten bei der Bewältigung seiner täglichen Aufgaben optimal zu unterstützen.

Typische Adaptionen in der Ergotherapie sind:

  • Rampen für Rollstuhlfahrer und Aufzüge für gehbehinderte Menschen
  • Griffverdickungen für Stifte, Besteck oder Türklinken etc.
  • Alle Arten von Gelenkschutz. Diese werden u. a. bei physischen Erkrankungen wie z.B. Arthrosen/Arthritis etc. z.B. in Form von verlängerten Hebeln (spezielle Dosen und Flaschenöffner) zur Schonung von Gelenken und Vermeidung von Gelenksdestruktionen eingesetzt.
  • Alle Arten von Merkhilfen. Angefangen von einer simplen Notiz auf einem Zettel bis hin zum Hirnleistungstraining mit speziellen Computerprogrammen.
  • Persönlich angepasste Tagesplaner bzw. Kalender sowie Uhren bzw. automatische Gongs zur Strukturierung des Arbeits- und Tagesablaufes.

8. Weitere Bedeutungen

  • Anpassung in der Technik (Regelungstechnik, optische Systeme, etc.)
  • eine Maßeinheit aus dem stochastischen Teilgebiet der Mathematik
  • Umarbeitung musikalischer Werke
  • psychologische Anpassungsreaktionen
  • sozialverträglicher Stellenabbau

Im sozialen und emotionalen Bereich spielt die Adaption eine Rolle im Sinne des "annehmen könnens" bzw. sinnvoll und auf die Umstände angepasst zu reagieren. Dies wird z.B. in der Psychiatrie im Rahmen des Realitätstrainings sowie zum Erlernen von Situationsgerechtem Verhalten, sozioemotionalen Kompetenzen und Interaktionsfähigkeit verwendet.

Fachgebiete: Terminologie

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