Akklimatisation
Synonyme: Anpassung
Englisch: acclimatisation
Definition
Als Akklimatisation bezeichnet man die Fähigkeit eines Individuums sich an wechselnde Umwelteinflüsse anzupassen (z.B. Temperatur, Sauerstoffgehalt der Atemluft in großer Höhe, Luftfeuchtigkeit). Die Anpassung bleibt dabei stets reversibel und ist nur in einem genetisch vorgegebenen Rahmen möglich. Am Besten funktioniert die Anpassung an neue Gegebenheiten dann, wenn sie in kleinen Zwischenschritten erfolgt. Die Zeit die für die Akklimatisation benötigt wird ist individuell unterschiedlich. Sie kann wenige Stunden aber auch Monate betragen.
Akklimatisation an Temperatur
Die Akklimatisation an Temperaturunterschiede funktioniert biochemisch durch vermehrten oder verminderten Proteineinbau in die Zellwände. Bei heißen Temperaturen werden mehr Proteine eingebaut, bei Kälte weniger. Dies macht die Zellwand mehr oder weniger durchgängig und hilft bei der Temperaturanpassung. Bei extremen Belastungen erfolgt die Akklimatisation durch Hitzeschockproteine (HSP). Meist wird der Übergang vom warmen zu kaltem Klima leichter empfunden als umgekehrt. Am schwersten ist der Übergang in eine tropische Zone mit feucht-heißem Klima.
Akklimatisation an Höhe
Aufgrund der individuell unterschiedlichen Fähigkeit zum hypoxischem Atemantrieb verläuft die Anpassung an Höhenunterschiede bei jedem unterschiedlich schnell. Die Akklimatisation an Höhenklima (>1000 m bis 7000 m) geht mit beschleunigtem Puls, Herzklopfen, gesteigerter Atemfrequenz (Cheyne-Stokes-Atmung), Schlafstörungen, Alpträumen, und Kopfschmerzen (Möglichkeit des Höhenhirnödems, Höhenlungenödems) und oft Temperatursteigerungen in verschiedener Ausprägung und Dauer einher.
Die Steigerung der Atemfrequenz führt zu einer respiratorischen Alkalose. Der erhöhte pH-Wert des Blutes induziert eine Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve des Hämoglobins. Die Bindeaffinität für Sauerstoff nimmt dadurch zu. Gleichzeitig verändern sich die rheologischen Eigenschaften des Blutes (Cave: Thrombenbildung!). Ein Organismus kann sich bis maximal 7000 Höhenmetern anpassen. Über dieser Grenze kommt es zu einem langsamen Abbau aller Körperfunktionen. Bei zu schnellem Aufstieg in große Höhen kommt es deswegen zur Höhenkrankheit, deren erste Symptome (Schwindel oder Kopfschmerzen) auch schon in niedrigen Höhen auftreten können. Dies kann durch langsames Aufsteigen (<1500 Höhenmeter pro Tag) vermieden werden. Bei mehrtätigen Aufstiegen auf hohe Berge ist es notwendig bewusst zu Hyperventilieren, auf regelmäßige Flüssigkeitszufuhr (5-6 Liter pro Tag zur Vermeidung von Thrombosen) zu achten und die Schlafhöhe anzupassen (nach einem Aufstieg ist es zum Beispiel üblich wieder ein Stück abzusteigen, pro 1000 Höhenmeter sollte man mindestens 2 Nächte auf einer Höhe schlafen).
Zeichen für eine gelungene Höhenakklimatisation sind:
- nur leicht erhöhter oder normaler Ruhepuls
- vertiefte Atmung in Ruhe und unter Belastung
- normale, dem Trainingszustand entsprechende, Ausdauerleistung
- vermehrtes Urinieren (Höhendiurese)