Acanthocephalose (Schwein)
Synonym: Acanthocephala-Infektion des Schweines
Definition
Als Acantochephalose des Schweines bezeichnet man eine Parasitose beim Schwein, die durch Acanthocephala (Kratzer) verursacht wird.
Erreger
Beim Haus- und Wildschwein parasitiert hauptsächlich Macracanthorhynchus hirudinaceus (Riesenkratzer).
Die Männchen sind bis zu 10 cm groß, die Weibchen hingegen können eine Länge von bis zu 45 cm erreichen. Die dicken, gelblich-weißen Würmer sind mit einer deutlichen Ringelung markiert. Sie besitzen einen kurzen Rüssel, der mit sechs Reihen kräftiger Haken versehen ist.
Vorkommen
Macracanthorhynchus hirudinaceus kommt vorwiegend in südlichen Ländern wie etwa Italien, Ungarn und Rumänien häufig vor. In Österreich wurde der Parasit bisher in Kärnten und im Burgenland nachgewiesen, wohingegen in Deutschland bislang kaum Fälle bekannt sind.
Entwicklung
Die Eier von Macrancanthorhynchus hirudinaceus enthalten bereits einen hakentragenden Embryo (Larve). Sie werden nach Abgabe in die Außenwelt von den Larven (Engerlingen) verschiedener Käferarten aufgenommen. In diesen verläuft die restliche Entwicklung bis zum Infektionsstadium (Acanthellastadium) ab.
Bevorzugte Wirte sind Engerlinge des Maikäfers, aber auch Goldkäfer, Dungkäfer und andere Käfer-Arten.
Epidemiologie
Nachdem Arthropodenzwischenwirte verzehrt werden, können auch Infektionen beim Menschen auftreten.
Pathogenese
Eine Infektion erfolgt in erster Linie auf der Weide. Die Präpatenz beträgt in etwa 10 bis 11 Wochen. Nach Aufnahme bohren sich die Kratzer mit ihrem Rüssel tief bis in die Tunica muscularis des Dünndarmes ein. Aufgrund der dabei entstehenden mechanischen Zerstörung werden Hämorrhagien, Eosinophilie und Bindegewebsproliferation verursacht. Durch diese Veränderungen entstehen an den Haftstellen knöpfchenartige Vorwölbungen.
In manchen Fällen können auch Perforationen der Darmwand mit anschließender Peritonitis entstehen. Experimentell infizierte Tiere zeigten auch Veränderungen des Nierenepithels.
Ein Befall mit Macracanthorhynchus ingens führt beim Schwein nur zu einer vorübergehenden Infektion, die meist nur 2 Wochen andauert. Spezifische Symptome fehlen in der Regel. Je nach Befallsstärke können Entwicklungsstörungen verschiedenen Grades, Inappetenz, Durchfall, Anämie und gelegentlich auch Abdominalschmerzen beobachtet werden.
Diagnose
Die Erreger werden mittels koproskopischer Untersuchung nachgewiesen. Die charakteristischen Eier können anhand ihrer vier Hüllen, ihrer Größe (85 - 95 x 55 - 55 µm) sowie ihrer äußersten Hülle (dunkelbraun und mit Leisten und Dellen versehen) identifiziert werden.
Therapie
Ein Befall mit Acanthocephala-Arten kann durch eine 7-tägige Therapie mit Ivermectin (0,1 oder 0,2 mg/kgKG p.o. mit dem Futter) mit einer Erfolgsrate von 86 bis 100 % behandelt werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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