Nebenniere
Synonyme: Glandula suprarenalis, Glandula adrenalis
Englisch: suprarenal gland, adrenal gland
Definition
Anatomie
Die Nebennieren befinden sich im Retroperitonealraum und sitzen oberhalb des jeweiligen Nierenpols mit der Niere in einer gemeinsamen Kapsel. Im anatomischen Präparat erscheinen sie annähernd pyramidenförmig, wobei die linke Nebenniere ein eher sichelförmiges, die rechte ein eher dreieckiges Profil besitzt. Sie sind etwa 5 cm lang und 3 cm breit. Ihr durchschnittliches Gewicht wird mit 5 bis 10 g angegeben.
Die arterielle Versorgung der beiden Nebennieren erfolgt über drei Gefäße:
- Arteria suprarenalis superior: Ast der Arteria phrenica inferior
- Arteria suprarenalis media: direkter Abgang der Aorta abdominalis
- Arteria suprarenalis inferior: Ast der Arteria renalis
Der venöse Abfluss der Nebennieren erfolgt jeweils über die kurze, paarige Vena suprarenalis. Die rechte Vene mündet in die Vena cava inferior, die linke Vena suprarenalis drainiert in die Vena renalis sinistra. Sie unterhält häufig eine Anastomose zur Vena phrenica inferior.
Histologie
Nebennierenrinde
Die Nebennierenrinde (Cortex glandulae suprarenalis, NNR) befindet sich unter der Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa) der Nebenniere und kann von außen nach innen in drei Schichten unterteilt werden:
- Zona glomerulosa: Azidophile Zellen, ballenartige Anordnung, produziert Mineralokortikoide, vor allem Aldosteron als Antwort auf erniedrigte Natriumspiegel oder erhöhte Kaliumspiegel
- Zona fasciculata: Lipidhaltige, große Zellen mit säulenartiger Anordnung. Sie werden auch als Spongiozyten bezeichnet. Zwischen den Zellsträngen liegen zu Sinusoiden erweiterte Blutkapillaren. Die Zona fasciculata ist die breiteste Schicht und produziert Glukokortikoide (Cortison, Cortisol)
- Zona reticularis: Pigmenthaltige Zellstränge mit netzartiger Anordnung. Sie produzieren Androgene, vor allem Dehydroepiandrosteron (DHEA)
Nebennierenmark
Das Nebennierenmark (Medulla glandulae suprarenalis, NNM) hat spezifische chromaffine Markzellen. Es handelt sich um funktionell modifizierte sympathische Neurone. Man unterscheidet zwei Typen:
- A-Zellen (80%): Sie produzieren Adrenalin
- N-Zellen (20%): Sie produzieren Noradrenalin
Embryologie
Die Nebenniere besteht funktionell und histologisch aus zwei Anteilen. Die Nebennierenrinde entsteht aus dem Mesoderm des Coelomepithels; ihre Entwicklung beginnt etwa in der 5. Schwangerschaftswoche. Im Verlauf der weiteren Entwicklung wandern Zellen des Neuroektoderms in die Nebennierenrinde ein und werden schließlich komplett eingeschlossen. Sie bilden das Nebennierenmark.
Funktion
Die Nebenniere ist eine Kombination von zwei endokrinen Drüsen. Während die Nebennierenrinde Steroidhormone (vor allem Mineralokortikoide, Glukokortikoide und Geschlechtshormone) synthetisiert, setzt das Nebennierenmark als modifiziertes peripheres sympathisches Ganglion die Neurohormone Noradrenalin und Adrenalin frei.
Physiologie
Die Steuerung der Nebennierenrindenaktivität erfolgt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse. Dabei übernimmt das in der Hypopyhse gebildete ACTH die Stimulation der Rindenzellen, die über einen entsprechenden ACTH-Rezeptor (MC2R) verfügen. Die ACTH-Ausschüttung unterliegt einem zirkadianen Rhythmus, die Konzentration ist morgens deutlich höher als abends. Entsprechend kommt es auch bei den abhängig produzierten Steroidhormonen zu tageszeitabhängigen Schwankungen.
Pathophysiologie
Die Erkrankungen der Nebenniere sind zahlreich. Neben endokrinen Über- und Unterfunktionen in nahezu jedem sezernierenden System des Organs kommt es gelegentlich auch zur Bildung von Tumoren, vor allem des Marks (Phäochromozytome). Hierbei kann es über die erhöhte Freisetzung von Adrenalin und Noradrenalin zu bedrohlichen Blutdruckkrisen kommen.
Zu den endokrinen Erkrankungen, die durch eine Fehlfunktion der Nebennieren ausgelöst werden, gehören u.a.:
Merkhilfen
- "GFR": von außen nach innen Zona glomerulosa, fasciculata, reticularis.
- "Salt, Sugar, Sex - the deeper you go, the better it gets": für die verschiedenen Syntheseprodukte der Nebennierenrinde - Mineralokortikoide, Glukokortikoide und Androgenvorstufen.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: ©Kamran Chaudhry / Unsplash
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