Valsalva-Manöver: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. März 2017, 11:18 Uhr
nach dem italienischen Anatomen Antonio Maria Valsalva (1666–1723)
Synonyme: Valsalva-Pressdruck-Versuch, Valsalva-Manöver, Valsalva-Methode
Englisch: Valsalva maneuver
Definition
Als Valsalva-Manöver oder Valsalva-Versuch bezeichnet man die forcierte Exspiration gegen die verschlossene Mund- und Nasenöffnung bei gleichzeitigem Einsatz der Bauchpresse. Der Valsalva-Versuch ist ein klinischer Test, der vor allem zur Überprüfung des Barorezeptorenreflexes durchgeführt wird.
Hintergrund
Viele Menschen kennen die Methode, ohne ihren Namen zu wissen. Beim Valsalva-Manöver wird die Nase zugehalten und der Mund zusammengekniffen, um durch Anspannung der Atemmuskulatur Druck aufzubauen. Angewendet wird dieses Vorgehen zum Druckausgleich, z.B. bei Flügen, Aufzugs- oder Seilbahn-Fahrten, aber auch beim Tubenkatarrh und Paukenerguss. Taucher wenden das Valsalva-Manöver regelmäßig zur Anpassung des Mittelohrdruckes an den Wasserdruck an, um ein Barotrauma zu vermeiden.
Physiologie
Das Vasalva-Manöver hat verschiedene physiologische Effekte:
- Über die geöffnete Tuba Eustachii erfolgt ein Druckausgleich zwischen Nasopharynx und Mittelohr.
- Durch den Rückstau der Exspirationsluft in die unteren Atemwege steigt der intrathorakale Druck mit der Folge eines verminderten venösen Rückstroms ins rechte Herz. Das Schlagvolumen der rechten Herzkammer wird geringer. Durch den erhöhten Druck im gesamten Thorax geben jedoch die Lungenvenen mehr Blut in die linke Herzkammer, wodurch dort so lange ein erhöhtes Schlagvolumen abgegeben wird, bis der "Vorrat" in den Lungenvenen verbraucht ist. Der hierdurch bedingte Blutdruckanstiegl wird durch den Pressorezeptorenreflex kompensiert. Löst man die Situation nicht auf, kann ein Kollaps entstehen.
Klinik
HNO-Heilkunde
Im HNO-Bereich dient der Valsalva-Versuch zur Überprüfung der Durchgängigkeit der Tuba Eustachii und der Integrität des Trommelfells. Therapeutisch wird das regelmäßig durchgeführte Valsalva-Manöver bei Kindern zur Behebung einer chronischen Belüftungsstörung des Mittelohrs empfohlen. Forciert werden kann die Mittelohrbelüftung auch durch den Politzer-Versuch, wenn der "Valsalva" nicht gelingt.
Angiologie
In der Angiologie und Gefäßchirurgie verwendet man den Valsalva-Versuch zur besseren Darstellung der Beinvenen und zur Beurteilung einer Venenklappensuffizienz. Man beobachtet mit dem Valsalva-Versuch, wie sich die Venen in der Leistengegend (Vena femoralis communis) und im Bereich des Beins unter dem Druckaufbau verhalten, insbesondere, ob es Abflussstörungen gibt. Das kann mit einer gleichzeitigen Sonographie, aber auch mittels MRT oder einer MR-Angiographie geschehen. Die Ergebnisse sind allerdings von der Mitarbeit des Patienten abhängig.
Kardiologie
Der Valsalva-Versuch findet als eines der Vagusmanöver Anwendung bei der Normalisierung des Herzschlags durch Anregung des autonomen Nervensystems, z.B. bei der AV-Reentry-Tachykardie. Im Rahmen der kardiologischen Diagnostik dient er der Überprüfung des Barorezeptorenreflexes bei gleichzeitiger Blutdruckregistrierung.
Bei der Auskultation einer hypertrophen Kardiomyopathie hört man, wenn der Patient während der Auskultation den Valsalva-Versuch durchführt, über dem Erb'schen Punkt ein Pressstrahlgeräusch während der Systole. Damit kann der Valsalva-Versuch helfen, eine HCM von anderen Herzerkrankungen mit systolischem Herzgeräusch abzugrenzen.
siehe auch: Toynbee-Versuch