Status migraenosus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Englisch:''' status migrainosus''
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==Definition==
==Definition==
Der '''Status migraenosus''' bezeichnet eine extrem beeinträchtigende Form der [[Migräne]], die länger als 72 Stunden anhält.
Der '''Status migraenosus''' ist definiert als [[Migränekopfschmerz]], der trotz Behandlung mehr als 72 Stunden anhält.
 
== Abgrenzung ==
Der übermäßige Gebrauch von Medikamenten kann ähnliche Symptome hervorrufen, dabei handelt es sich jedoch nicht um einen Status migraenosus, sondern um eine Unterform des [[Medikamenteninduzierter Kopfschmerz|Medikamentenkopfschmerzes]].  


==Diagnostische Kriterien==
==Diagnostische Kriterien==
Um als Status migraenosus klassifiziert zu werden, muss eine [[Kopfschmerz]]attacke spezifische Kriterien erfüllen:
Um als Status migraenosus klassifiziert zu werden, muss eine [[Kopfschmerz]]attacke gemäß [[International Classification of Headache Disorders]] (ICHD-3) spezifische Kriterien erfüllen:<ref>International Classification of Hedache Disorders – [https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-4-migraenekomplikationen/1-4-1-status-migraenosus/ 1.4.1 Status migränosus], abgerufen am 20.02.2024</ref>
* Die Attacke tritt bei einer Person mit bekannter [[Migräne ohne Aura]] und/oder [[Migräne mit Aura]] auf und ähnelt früheren Episoden, abgesehen von Dauer und Schwere.
* Die Attacke tritt bei einer Person mit bekannter [[Migräne ohne Aura]] und/oder [[Migräne mit Aura]] auf und ähnelt früheren Episoden, abgesehen von Dauer und Schwere.
* Der Kopfschmerz persistiert über einen Zeitraum von mehr als 72 Stunden und verursacht eine erhebliche Beeinträchtigung.
* Der [[Kopfschmerz]] persistiert über einen Zeitraum von mehr als 72 Stunden und verursacht eine erhebliche Beeinträchtigung.
* Die Symptome können durch keine andere [[Diagnose]] gemäß der [[ICHD-3-Kriterien]] erklärt werden.
* Die Symptome können durch keine andere [[Diagnose]] gemäß der ICHD-3-Kriterien erklärt werden.
 
Perioden des [[Schlaf]]es oder kurze Unterbrechungen durch [[Medikament]]e beeinflussen die Diagnose nicht. Ebenso werden [[Remission|Remissionen]] von bis zu 12 Stunden aufgrund von Medikamenteneinnahme oder Schlaf anerkannt, während leichtere Verläufe, die den Patienten weniger beeinträchtigen, eher als Migräne ohne Aura kategorisiert werden.
 
==Symptome==
Ein Status migraenosus tritt meist nach langjähriger Migräneerkrankung in Kombination mit Medikamentenübergebrauch auf.  


Perioden des [[Schlaf]]es oder kurze Unterbrechungen durch [[Medikament]]e beeinflussen die Diagnose nicht. Ebenso werden [[Remissionen]] von bis zu 12 Stunden aufgrund von Medikamenteneinnahme oder Schlaf anerkannt, während leichtere Verläufe, die nicht die Schwere der Beeinträchtigung erreichen, als wahrscheinliche Migräne ohne Aura kategorisiert werden.
Die Symptomatik ähnelt einer einfachen Migräneattacke, dauert jedoch länger an. Zu den Symptomen zählen:


Häufig wird ein Status migraenosus durch den übermäßigen Gebrauch von Medikamenten hervorgerufen. In Fällen, in denen die Kriterien für einen kopfschmerzbedingten Medikamentenübergebrauch erfüllt sind, sollte die Diagnose entsprechend angepasst werden. Besteht der übermäßige Medikamentengebrauch weniger als drei Monate, erfolgt die Kodierung ausschließlich unter dem spezifischen Migränetyp oder -subtyp.
* Kopfschmerzen
* [[Übelkeit]]
* [[Erbrechen]]
* [[Photophobie|Licht-]] und [[Phonophobie|Lärmempfindlichkeit]]


==Klinik==
Eine Einnahme der Standardmedikation bewirkt keine anhaltende Besserung.
Ein Status migraenosus tritt typischerweise im Rahmen einer langjährigen Migräneerkrankung und anhaltendem Medikamentenübergebrauch auf. Patienten erleben oft drei Tage mit starker [[Übelkeit]], [[Erbrechen]] und intensiven Kopfschmerzen, ohne Linderung durch Selbstmedikation zu finden.


==Behandlung==
==Behandlung==
In solchen Fällen kann eine stationäre Aufnahme erforderlich sein, wo initial 1000 mg [[Lysinacetylsalicylat]] und 10 mg [[Metoclopramid]] [[intravenös]] verabreicht werden. Anschließend kann eine [[Sedierung]] mit [[Levomepromazin]] oder [[Diazepam]] und die Gabe von [[Antiphlogistikum|entzündungshemmenden Medikamenten]], wie [[Dexamethason]], die Erholung unterstützen.
Ein Status migraenosus führt aufgrund der Beeinträchtigung durch die Symptomatik häufig zur [[Stationäre Behandlung|stationären Aufnahme]].  
 
Da die Patienten i.d.R. schon übliche Medikamente ohne Erfolg eingenommen haben, ist eine [[Parenteral|parenterale]] Therapie indiziert. Eingesetzt werden:


{{Dosis}}
* [[ASS]] i.v.
* [[Triptan|Triptane]] s.c.
* [[Metoclopramid]] i.v.
* [[Metamizol]] i.v.
 
Zudem werden beim Status migraenosus [[Steroide]] (z.B. [[Prednisolon]] oder [[Dexamethason]] i.v.) eingesetzt. {{Dosis}}


==Prävention==
==Prävention==
Nach Überstehen eines Status migraenosus ist eine umfassende Überprüfung der Migräne-Geschichte und bisherigen Behandlungen entscheidend. Oft wird eine suboptimale [[Prophylaxe]] und unsachgemäßer Medikamentengebrauch festgestellt. Eine stationäre Medikamentenpause sowie eine angepasste prophylaktische Behandlung sind in der Regel angezeigt. Patienten sollten zudem über nicht-medikamentöse Therapieansätze aufgeklärt werden.
Um das erneute Auftreten eines Status migraenosus zu vermeiden, sollte nach auslösenden Faktoren, wie z.B. suboptimaler [[Migräneprophylaxe]] oder unsachgemäßem Medikamentengebrauch, gesucht werden.
 
Eine stationäre Medikamentenpause sowie eine angepasste Prophylaxe können eine Besserung bewirken. Patienten sollten zudem über nicht-medikamentöse Therapieansätze (z.B. [[Aerob|aerober]] [[Ausdauersport]], [[Entspannung|Entspannungsübungen]]) aufgeklärt werden.


==Quellen==
==Literatur==
* [https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-4-migraenekomplikationen/1-4-1-status-migraenosus/ ichd-3.org - Status migränosus], zuletzt abgerufen am 19.02.2024
* [https://ichd-3.org/de/1-migrane/1-4-migraenekomplikationen/1-4-1-status-migraenosus/ ichd-3.org - Status migränosus], zuletzt abgerufen am 19.02.2024
* [https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/anfallsbehandlung/lange-attacken/ Schmerzklinik Kiel - Lange Attacken], zuletzt abgerufen am 19.02.2024
* [https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/anfallsbehandlung/lange-attacken/ Schmerzklinik Kiel - Lange Attacken], zuletzt abgerufen am 19.02.2024
* [https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-057l_S1_Therapie-der-Migraeneattacke-Prophylaxe-der-Migraene_2024-01.pdf S1-Leitlinie – Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne], Stand Oktober 2022, abgerufen am 20.02.2024


== Quellen ==
[[Kategorie:Neurologie]]
[[Kategorie:Neurologie]]
[[Kategorie:Migräne]]
[[Kategorie:Migräne]]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 10:12 Uhr

Englisch: status migrainosus

Definition

Der Status migraenosus ist definiert als Migränekopfschmerz, der trotz Behandlung mehr als 72 Stunden anhält.

Abgrenzung

Der übermäßige Gebrauch von Medikamenten kann ähnliche Symptome hervorrufen, dabei handelt es sich jedoch nicht um einen Status migraenosus, sondern um eine Unterform des Medikamentenkopfschmerzes.

Diagnostische Kriterien

Um als Status migraenosus klassifiziert zu werden, muss eine Kopfschmerzattacke gemäß International Classification of Headache Disorders (ICHD-3) spezifische Kriterien erfüllen:[1]

  • Die Attacke tritt bei einer Person mit bekannter Migräne ohne Aura und/oder Migräne mit Aura auf und ähnelt früheren Episoden, abgesehen von Dauer und Schwere.
  • Der Kopfschmerz persistiert über einen Zeitraum von mehr als 72 Stunden und verursacht eine erhebliche Beeinträchtigung.
  • Die Symptome können durch keine andere Diagnose gemäß der ICHD-3-Kriterien erklärt werden.

Perioden des Schlafes oder kurze Unterbrechungen durch Medikamente beeinflussen die Diagnose nicht. Ebenso werden Remissionen von bis zu 12 Stunden aufgrund von Medikamenteneinnahme oder Schlaf anerkannt, während leichtere Verläufe, die den Patienten weniger beeinträchtigen, eher als Migräne ohne Aura kategorisiert werden.

Symptome

Ein Status migraenosus tritt meist nach langjähriger Migräneerkrankung in Kombination mit Medikamentenübergebrauch auf.

Die Symptomatik ähnelt einer einfachen Migräneattacke, dauert jedoch länger an. Zu den Symptomen zählen:

Eine Einnahme der Standardmedikation bewirkt keine anhaltende Besserung.

Behandlung

Ein Status migraenosus führt aufgrund der Beeinträchtigung durch die Symptomatik häufig zur stationären Aufnahme.

Da die Patienten i.d.R. schon übliche Medikamente ohne Erfolg eingenommen haben, ist eine parenterale Therapie indiziert. Eingesetzt werden:

Zudem werden beim Status migraenosus Steroide (z.B. Prednisolon oder Dexamethason i.v.) eingesetzt. Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Prävention

Um das erneute Auftreten eines Status migraenosus zu vermeiden, sollte nach auslösenden Faktoren, wie z.B. suboptimaler Migräneprophylaxe oder unsachgemäßem Medikamentengebrauch, gesucht werden.

Eine stationäre Medikamentenpause sowie eine angepasste Prophylaxe können eine Besserung bewirken. Patienten sollten zudem über nicht-medikamentöse Therapieansätze (z.B. aerober Ausdauersport, Entspannungsübungen) aufgeklärt werden.

Literatur

Quellen

  1. International Classification of Hedache Disorders – 1.4.1 Status migränosus, abgerufen am 20.02.2024