Weichteildefekt
Synonym: Weichteilschaden
Englisch: soft tissue defect
Definition
Als Weichteildefekt bezeichnet man Gewebedefizite der Weichteile (Bindegewebe, Muskeln etc.), die durch Traumata, Operationen, Tumoren oder andere Ursachen entstanden sind. In der Regel sind sie mit Hautdefekten kombiniert.
Ätiopathogenese
Ein Weichteildefekt entsteht meist durch eine direkte Gewalteinwirkung entweder von außen kommend oder von innen durch Fragmentdruck. Bei einer geschlossenen Fraktur bedingt der Weichteildefekt durch die entstehende Blutung bzw. das interstitielle Ödem eine Kompression von Gefäßen oder Nerven.
Epidemiologie
Die Inzidenz offener Frakturen mit relevanter Weichteilschädigung beträgt etwa 11/100.000. Die Infektwahrscheinlichkeit beträgt bei geschlossenen Frakturen unter 3%, bei offenen Frakturen ist das Risiko deutlich erhöht und beträgt je nach Weichteilschaden bis zu 50%.
Klassifikation
- Weichteilschaden bei offenen Frakturen: die Einteilung erfolgt nach Anderson/Gustilo.
- Weichteilschaden bei geschlossenen Frakturen: die Einteilung erfolgt nach Tscherne/Oestern.
Diagnostik
- Körperliche Untersuchung:
- Inspektion: ggf. mit Fotodokumentation. Bei offenen Frakturen erfolgt die Inspektion möglichst erst im OP.
- pDMS: Untersuchung der peripheren Durchblutung, Motorik und Sensibilität.
- Bildgebung:
- Röntgen in zwei Ebenen; bei Gelenkfrakturen ggf. CT.
- Angiographie vor geplanter Lappendeckung.
Therapie
Meist erfolgt initial eine Antibiotikatherapie und anschließend ein primärer oder sekundärer Wundverschluss. Komplexe bzw. größere Weichteildefekte benötigen eine nachhaltige und stabile Deckung mittels plastisch-rekonstruktiver Deckungsverfahren.
Literatur
- Harrasser N. et al.: Facharztwissen Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer Verlag. 2016.
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