Spezifisches Uringewicht
Synonyme: Spezifisches Gewicht des Urins, Urindichte, spezifische Dichte
Englisch: relative density of urine; specific gravity of urine
Definition
Das spezifische Uringewicht, kurz SG, ist ein Maß für die Masse des Urins je Volumeneinheit. Der Laborparameter wird im Rahmen des Urinstatus erhoben.
Terminologie
Der Begriff "spezifisches Uringewicht" wird zwar weitläufig verwendet, ist aber physikalisch betrachtet falsch. Das spezifische Gewicht ist nämlich als Gewichtskraft/Volumen definiert. Es müsste dann nicht in der Einheit g/ml, sondern in N/m3 bzw. kg/m2·s2 angegeben werden. Statt vom spezifischen Uringewicht sollte man daher besser von Urindichte sprechen.
Präanalytik
Für die Untersuchung wird i.d.R. der erste Morgenurin entnommen. Bei speziellen Fragestellungen können auch ein Durstversuch über 18 Stunden durchgeführt und spontane Urinproben untersucht werden.
Die Urinproben behalten ihr spezifisches Uringewicht über mindestens drei Stunden bei Raumtemperatur, über 7 Tage bei Kühlschranktemperatur und in eingefrorenem Zustand sogar über 3 Monate.
Messmethoden
Traditionell erfolgt die Messung mittels Senkspindeln (Urometer). Seit Einführung von Urinteststreifen, die auf der Messung von Kationen mit einem pH-Indikator beruht, ist dieses Verfahren unüblich.
Inzwischen erfolgt die Messung des spezifischen Uringewichts mithilfe eines Refraktometers. Dabei wird die Lichtbrechung des Urins gemessen, die direkt abhängig von der Zahl der im Urin gelösten Teilchen ist. Außerdem werden vermehrt kontinuierlich messende Verfahren zur Leitfähigkeitmessung (Urimeter) angewendet. Als Referenzmethode gilt die Wägung des Urins mittels Pyknometer.
Referenzbereich
- 1,010 bis 1,030 g/ml
In der Literatur finden sich auch andere Angaben mit engerem (1,016-1,022) oder weiterem Referenzbereich (1,002-1,04). Im Zweifelsfall ist der vom Labor angegebene Referenzwert ausschlaggebend.
Nach einem Durstversuch hat der Urin aufgrund der Flüssigkeitskarenz ein Dichte von > 1,03 g/ml.
Interpretation
- Hyposthenurie: Vermindertes spezifisches Uringewicht < 1,010 g/ml
- Eusthenurie: Normbereich 1,010-1,030 g/ml.
- Hypersthenurie: Erhöhtes spezifisches Uringewicht > 1,030 g/ml
Von einer Isosthenurie spricht man bei einem konstanten spezifischen Gewicht von 1,010 g/ml, unabhängig vom Urinvolumen. Sie kommt bei Nierenschäden vor, wenn infolge einer schweren Organschädigung die Konzentrations- bzw. Verdünnungsfähigkeit verloren gegangen ist.
Hyposthenurie
- Diabetes insipidus
- Erkrankungen des Nierenparenchyms mit Störung der tubulären Rückresorption
- Kaliummangel
- Hyperkalzämie
Hypersthenurie
- Fehlende Flüssigkeitszufuhr
- Massive Dehydratation (Schwitzen, Durchfall, Erbrechen)
- Herzinsuffizienz
- Lebererkrankungen
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