Unit-Dose-System
Synonym: Unit-Dose-Konzept
Definition
Das Unit-Dose-System ist ein Konzept der Arzneimittelversorgung im Krankenhaus. Alle Arzneimittel werden durch die Klinikapotheke patientenindividuell zusammengestellt, verpackt, etikettiert (ggf. mittels Blisterautomat) und anschließend an die Stationen geliefert.
Hintergrund
Die Arbeit in Krankenhäusern und Pflegeheimen ist geprägt von hoher Arbeitsdichte und großer Verantwortung für die Patienten. Ein erheblicher Teil der Arbeitszeit wird für die Sortierung und Ausgabe der Medikamente aufgewendet.
Die volle Wirksamkeit einer Medikation ist von ihrer dosis- und zeitgerechter Applikation abhängig. In den stationären Einrichtungen (Krankenhaus, Pflegeheim) ist die Portionierung und Ausgabe von Medikamenten an die Patienten oft noch eine Tätigkeit der professionell Pflegenden: Dieser Personenkreis sichert die dosis- und zeitgerechte Einnahme und veranlasst (im Falle von Zustandveränderungen) kurzfristig nötige Therapieänderungen in Absprache mit den Medizinern. Besonders in der Intensivmedizin und Intensivpflege ist das eine Grundvoraussetzung für eine effektive medikamentöse Therapie.
siehe auch: 5-R-Regel
Beschreibung
Innerhalb des Unit-Dose-Systems werden oral zu verabreichende Arzneimittel (abzüglich der flüssigen Zubereitungen) direkt durch die Apotheke für den einzelnen Patienten zusammengestellt und auf die Stationen geliefert. Die Belieferung der Normalstationen erfolgt in der Regel einmal täglich. Die Belieferung der Intensivstationen und Kinderstationen sollte mindestens zweimal täglich (auch an Wochenenden und Feiertagen) erfolgen.
Die Versorgung mit einzeln abgepackten Medikamenten ist eine Gesamtlösung aus elektronischer Verschreibung mit Dosier- und Interaktionsprüfung, automatisierter patientenbezogener Kommissionierung von Einzeldosen und IT-gestützter Verabreichungsdokumentation. Die Potenziale der Unit-Dose-Versorgung liegen in der Erhöhung der Arzneimittel- und Patientensicherheit. Weitere Potenziale der Unit-Dose-Versorgungen sind die Verbesserung von Arzneimitteltherapien, die Transparenz von Fallkosten und nicht zuletzt die mögliche Senkung des Arzneimittelbudgets. Dazu gehört die entsprechende Ablauforganisation.
Diskussion
Im Krankenhaus ist eine mit dem Alter der Kranken zunehmende Assistenz der Medikamenteneinnahme durch die Pflegefachkräfte unabdingbar, denn alte Patientinnen und Patienten vergessen oft die Einnahme. Für viele körperlich und psychisch eingeschränkte Kranke ist es unmöglich, die Blisterverpackungen selbständig zu öffnen.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass die Kliniken oft ihre eigenen Arzneimittellisten führen. Die Patienten vermissen dann auf der Station die ihnen bekannten Medikamente. In diesen Fällen bewährt sich die Arzneimittelanamnese: Innerhalb dieser Vorgehensweise werden die Neuaufnahmen (möglich noch während der Aufnahmeprozedur) durch eine Apothekerin bzw. einen Apotheker auf die "hauseigenen" Medikamente umgestellt. Gleichzeitig werden Inkompatibilitäten geprüft und die Betroffenen auf eventuelle Unverträglichkeiten mit Nahrungsmitteln hingewiesen.
Kliniken, die bereits mit dem Unit-Dose-System arbeiten, haben unterschiedliche Erfahrungen. Die Praxis zeigt, dass auf den Krankenstationen dann nicht mehr die Einnahme der Arzneimittel überprüft wird. Auch innerhalb des Unit-Dose-Systems muss jedoch die Zuordnung der Arzneimittel und ihre Verabreichung bei schwerkranken und dementen Patienten weiterhin durch den Pflegedienst garantiert werden.
Praktische Erfahrungen
Das Unit-Dose System wird in der Regel in der Chirurgie positiv aufgenommen. In der Inneren Medizin ist der Einstieg schwierig, auch durch die drastische Zunahme der betagten und teilweise dementen Patienten. Diese vergessen ganz einfach die Einnahme, können infolge haptischer Störungen die Tabletten nicht aus dem Blister entnehmen oder die Beschriftung nicht entziffern. In diesen Fällen ist es auch weiterhin erforderlich, dass die Pflegenden die dosis- und zeitgerechte Einnahme der Arzneimittel kontrollieren. Damit konterkariert sich in vielen Fällen das System selbst.
In der Intensivmedizin ist die Häufigkeit der Therapieänderungen das Hindernis bezüglich einer zentralen Versorgung. Trotzdem gibt es Fälle, in denen es gelang.[1] Die inhaltliche Festlegung der medikamentösen Therapie ist weiterhin Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte. Den Pflegefachkräften obliegt, trotz aller Technisierung, die Kontrolle der Compliance der Patienten bezüglich der Medikamenteneinnahme.
siehe auch: Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz
Literatur
- Herbert Mannel, Medikamente: Wohl portioniert, Heilberufe, 6/2011, 10 bis 12.
Quellen
- ↑ Uni Jena: Unit Dose, abgerufen am 28.4.2022
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