Tuberkulin-Hauttest
Synonym: Tuberkulintest, Mantoux
Englisch: tuberculin skin test, tuberculin test
Definition
Der Tuberkulin-Hauttest ist ein diagnostischer Test zum Nachweis einer Tuberkulose.
Testprinzip
Mit dem Tuberkulin-Hauttest wird eine Reaktion der T-Lymphozyten auf Antigene von Mycobacterium tuberculosis geprüft. Dazu wird standardisiertes, gereinigtes Tuberkulin-Extrakt intrakutan verabreicht. Danach wird die Hautreaktion geprüft. Früher durchgeführte Tests wie die Pirquet-Probe oder der Tinetest (Stempeltest) wurden verlassen.
In Deutschland kommt dabei das Verfahren nach Mendel-Mantoux zum Einsatz. Als Testsubstanz wird seit 2005 das PPD RT23 SSI des staatlichen Seruminstituts Kopenhagen verwendet. PPD steht hierbei für "purified protein derivative", also ein nach international definierten Standards hergestelltes Antigengemisch aus Tuberkulose-Erregern.
Besteht eine Immunreaktion gegen Tuberkulose, kommt es innerhalb von 72 Stunden nach intrakutaner Injektion der Testsubstanz zu einer verzögerten Immunreaktion (Typ IV), bei der T-Zellen auf das Antigen reagieren und eine lokale Reaktion hervorrufen.
Durchführung
2 Tuberkulineinheiten des PPD RT23 werden in 0,1 ml freiem Wasser intrakutan an der Volarseite des Unterarms injiziert. Dies ist äquivalent zur Injektion der früher üblichen 10 Tuberkulineinheiten des Tuberkulins der Firma Behring.
Die Injektionsstelle wird durch Markierung kenntlich gemacht.
Interpretation
Nach 72 Stunden wird der Tuberkulin-Hauttest abgelesen. Ein positives Testergebnis liegt vor, wenn eine Induration größer als 5 mm besteht. Eine alleinige Rötung ist nichtssagend. Zu beachten ist, dass der Hauttest bei Patienten mit einer BCG-Impfung fast immer positiv ist und eine Tuberkulose in diesem Fall erst bei ausgeprägteren Indurationen (10-15 mm) anzunehmen ist (s.a. Einflussfaktoren).
Zuverlässigkeit
Der Tuberklin-Hauttest hat eine hohe Sensitivität bei eingeschränkter Spezifität. Die Anzahl falsch-positiver Ergebnisse ist durch zahlreiche Einflussfaktoren groß. Als Screening eignet sich der Tuberkulin-Hauttest nur in Populationen mit hoher Prävalenz. In Deutschland eignet er sich beispielsweise nur bedingt zum Screening.
Ein neueres Verfahren zur Tuberkulosediagnostik ist der Interferon-Gamma-Release Assay. Dieser wird im Hinblick auf Sensitivität und Spezifität aktuell (2015) als Goldstandard betrachtet.
Einflussfaktoren
Anergie
Bei einer Reihe von Zuständen kann eine Anergie gegenüber dem Tuberkulin-Hauttest vorliegen. Eine Anergie ist anzunehmen bei Vorliegen von:
- malignen Neoplasien
- Sarkoidose
- HIV-Infektion
- Immunsuppression, beispielsweise durch systemische Therapie mit Glukokortikoiden, bei Immundefekt oder Zustand nach Transplantation
- unmittelbar zurückliegender Virusinfekt (z.B. Masern, Windpocken, Influenza)
- bis zu 6 Wochen zurückliegende Impfung mit Lebendimpfstoff
- sehr hohes Lebensalter
In diesen Fällen sind falsch-negative Testergebnisse wahrscheinlicher.
BCG-Impfung
Nach einer BCG-Impfung wird der Tuberkulin-Hauttest positiv, falsch-positive Testergebnisse sind zu erwarten.
Nichttuberkulöse Mykobakteriosen/Umweltmykobakterien
Kreuzreaktionen bei einer nichttuberkulösen Mykobakteriose oder Infektion mit nicht pathogenen Mykobakterien aus der Umwelt können zu falsch-positiven Testergebnissen führen.
Literatur
- Tuberkulose im Kindesalter, Magdorf, Monatsschrift Kinderheilkd 2006 · 154:124–132