Transkranielle Gleichstromstimulation
Englisch: transcranial direct-current stimulation
1. Definition
Die transkranielle Gleichstromstimulation, kurz tDCS, ist ein nicht-invasives, neurostimulatorisches Verfahren, das schwache elektrische Ströme nutzt, um die neuronale Aktivität im Gehirn zu modulieren.
2. Funktionsweise
Die tDCS verwendet zwei Elektroden (Anode und Kathode), die auf der Kopfhaut platziert werden. Ein schwacher Gleichstrom (meist 1–2 mA) fließt durch das darunterliegende Hirngewebe und beeinflusst die Erregbarkeit der Nervenzellen:
- Die anodale Stimulation erhöht die Erregbarkeit der Neuronen.
- Die kathodale Stimulation senkt die Erregbarkeit.
3. Wirkrationale
Die Wirkrationale ist bislang (2025) nicht vollständig geklärt. Die Effekte der tDCS sollen auf einer Modulation des Membranpotenzials der Nervenzellen basieren, wodurch die Wahrscheinlichkeit von Aktionspotenzialen beeinflusst wird.
4. Anwendungsgebiete
Die tDCS wird bei einer Vielzahl verschiedender Krankheitsbider eingesetzt, u.a.:
- Neurologie: Behandlung von Schlaganfall, Migräne, Morbus Parkinson, Tinnitus und chronischen Schmerzen
- Psychiatrie: Therapie von Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie
- Kognitive Neurowissenschaften: Verbesserung von Lernen, Gedächtnis und motorischen Fähigkeiten
5. Evidenzlage
Die Evidenz der Methode ist nicht eindeutig. Klinische Studien zeigen oft heterogene Ergebnisse. Während einige Metaanalysen positive Effekte berichten (z.B. bei Depression), weisen andere darauf hin, dass individuelle Unterschiede und Protokollvariationen maßgeblich die Wirksamkeit beeinflussen.
6. Nebenwirkungen
Die tDCS gilt als sicher, wenn sie innerhalb der empfohlenen Parameter angewendet wird. Mögliche Nebenwirkungen sind leichtes Kribbeln oder Jucken unter den Elektroden, Kopfschmerzen und kurzzeitige Hautrötungen. Schwerere Nebenwirkungen treten äußerst selten auf.
7. Literatur
- Nitsche, M. A., & Paulus, W. (2000). Excitability changes induced in the human motor cortex by weak transcranial direct current stimulation. The Journal of Physiology, 527(3), 633-639.
- Brunoni, A. R., et al. (2016). The role of transcranial direct current stimulation in psychiatric disorders: a review. European Psychiatry, 33, 1-10.
- Fregni, F., & Pascual-Leone, A. (2007). Technology insight: noninvasive brain stimulation in neurology—perspectives on the therapeutic potential of rTMS and tDCS. Nature Clinical Practice Neurology, 3(7), 383-393.