Stroke-Einsatz-Mobil
Synonym: Mobile Stroke Unit (MSU)
Definition
Das Stroke-Einsatz-Mobil, kurz STEMO, ist ein spezialisiertes Rettungsmittel zur prähospitalen Schlaganfallversorgung. Im STEMO kann bereits am Einsatzort zwischen ischämischem und hämorrhagischem Schlaganfall unterschieden und bei geeigneten Patienten eine systemische Thrombolyse eingeleitet werden.
Hintergrund
Der Schlaganfall zählt zu den zeitkritischen neurologischen Notfällen. Jede Minute ohne Reperfusion verschlechtert die funktionelle Prognose messbar. Die konventionelle Rettungskette führt den Patienten zunächst in ein Krankenhaus mit Stroke-Unit, wo Diagnostik und Therapie beginnen. Das STEMO-Konzept verlagert Kernschritte der Akutdiagnostik in die präklinische Phase, um die therapiefreie Zeit zu verkürzen.
In Berlin wurde 2011 das Pilotprojekt gestartet und das erste Stroke-Einsatz-Mobil in Betrieb genommen. Das Projekt läuft bis heute (2025) weiter. Mittlerweile stehen drei STEMO-Fahrzeuge zur Verfügung, die durch die Berliner Feuerwehr disponiert werden. Die wissenschaftliche Begleitung übernehmen die Charité, Vivantes und das Unfallkrankenhaus Berlin. Ein STEMO in der Regel mit einem Facharzt für Neurologie mit Notarztqualifikation, einem Medizinisch technischen Radiologieassistenten (MTRA) mit Rettungssanitäterausbildung und einem Rettungsassistenten besetzt.[1]
Ausstattung
Die Ausstattung des STEMOs umfasst einen mobilen Computertomographen sowie verschiedene Möglichkeiten zur Labordiagnostik. Zusätzlich stehen Geräte zur telemedizinischen Vernetzung mit Kliniken zur Verfügung. Darüber hinaus entspricht die Ausrüstung derjenigen eines üblichen Notarzteinsatzfahrzeugs.[1]
Kosten
Die Betriebskosten der STEMO-Fahrzeuge liegen im Millionenbereich (2023: 2,4 Millionen Euro, 2024: 1,56 Millionen Euro) pro Jahr, was die flächendeckende Einführung erschwert und das Modell vor allem für Ballungsräume mit hohen Fallzahlen sinnvoll macht, während der Nutzen im ländlichen Raum aufgrund langer Anfahrtswege und niedrigerer Einsatzdichte deutlich begrenzt ist.
Studienlage
Die Studienlage zum Stroke-Einsatz-Mobil basiert vor allem auf den Berliner Studien PHANTOM-S und B-PROUD. Beide zeigen, dass das STEMO die therapiefreie Zeit deutlich verkürzt und die Rate früher systemischer Thrombolysen erhöht. Die präklinische Lyse erwies sich als sicher und führte nicht zu einer höheren Rate symptomatischer Blutungen.[2] B-PROUD konnte zudem ein tendenziell besseres funktionelles Outcome nach drei Monaten zeigen, gemessen am modifizierten Rankin-Score, was auf die verkürzte Zeit bis zur Reperfusion zurückgeführt wird.[3] Für Patienten mit Indikation zur Thrombektomie ergaben sich jedoch keine einheitlichen Prozessvorteile, da Transportwege und notwendige Umverlegungen die Bilanz relativierten.[4] Registerdaten der letzten Jahre bestätigen die robusten Prozessgewinne, während die wirtschaftliche Tragfähigkeit, die hohe Fehlalarmquote und der Nutzen außerhalb großer urbaner Zentren weiter diskutiert werden.
Literatur
- S+K Verlag – Fortführung des Berliner STEMO-Projekts umstritten, abgerufen am 17.11.2025
- Chartie Berlin – Stroke Einsatz Mobil (STEMO) und STEMO-Forschung: Phantom-S und B_PROUD, abgerufen am 15.11.2025
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Berliner Feuerwehr – Stroke-Einsatz-Mobil, abgerufen am 17.11.2025
- ↑ Ebinger et al. PHANTOM‑S: the pre‑hospital acute neurological therapy and optimization of medical care in stroke patients ‑ study. Int J Stroke. 7(4):348‑53. 2012
- ↑ Rohman et al. Effect of Mobile Stroke Unit Dispatch in All Patients With Acute Stroke or TIA. Ann Neurol. 93(1):50-63. 2023
- ↑ Rohmann et al. Effect of Mobile Stroke Unit Dispatch on Process Parameters and Functional Outcomes in Patients With Acute Stroke: The B_PROUD-2.0 Study. Neurology. 105(9):e214225. 2025