Spice
Definition
Unter Spice versteht man eine als "Kräutermischung" vermarktete Droge, die aus pflanzlichem Trägermaterial und synthetischen Cannabinoiden besteht. Die Wirkung dieser Cannabinoide ist deutlich stärker und unberechenbarer als die von THC, dem Hauptwirkstoff von Cannabis sativa.
Hintergrund
Spice ist ein gefährliches Produkt aus der Gruppe der sogenannten "Legal Highs" mit erheblichem gesundheitlichem Risiko und hohem Suchtpotenzial. Die Einnahme kann mit nicht vorhersehbaren Nebenwirkungen und Vergiftungsgefahren verbunden sein – teils mit lebensbedrohlichen Folgen.
Legalität
Spice wurde ab 2004 als "Räucherware" verkauft, vor allem um die damals geltenden Drogengesetze zu umgehen. Seit dem 22. Januar 2009 sind die u.a. enthaltenen synthetischen Cannabinoide CD-47,497 und JWH-018 in Anlage II des Betäubungsmittelgesetzes aufgeführt. Somit ist ohne Genehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte jede Form von Herstellung, Handel, Erwerb und Besitz dieser Substanzen verboten. Weitere synthetische Cannabinoide wurden durch das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) verboten.
Zusammensetzung
Die Mischungen enthalten verschiedene getrocknete Pflanzenteile, darunter laut Herstellerangaben:
- Meeresbohne (Canavalia maritima)
- Blaue Lotusblume (Nymphaea caerulea und Nymphaea alba)
- Helmkraut (Scutellaria nana)
- Indian Warrior (Pedicularis densiflora)
- Wild Dagga (Leonotis leonurus)
- Indischer Lotus (Nelumbo nucifera)
- Sibirischer Löwenschwanz (Leonurus sibiricus)
Diesen Kräutern sind meist starke, synthetische Cannabinoide zugesetzt. Die genaue Zusammensetzung und Wirkstoffkonzentration sind häufig unbekannt und variiert stark zwischen Produkten und Chargen. Oft werden fantasievolle Bezeichnungen und Aromen verwendet (z.B. "Spice Gold", "Spice Diamond").
Wirkung
Spice entfaltet seine Wirkung bereits wenige Minuten nach dem Konsum und erzeugt rauschähnliche Zustände, die den Effekten von Cannabis ähneln, jedoch meist deutlich stärker und unberechenbarer auftreten. Zu den typischen Wirkungen zählen Euphorie, Entspannung, veränderte Wahrnehmung und gelegentlich Halluzinationen, wobei es ebenso häufig zu Ängsten, Unruhe, Herzrasen, Übelkeit, Desorientierung, Psychosen oder sogar Krampfanfällen kommen kann.
Nebenwirkungen
Das Risiko einer Überdosierung oder akuten Vergiftung ist hoch und kann lebensbedrohliche Folgen haben, einschließlich Herz-Kreislauf-Problemen, Bewusstlosigkeit, Nierenversagen, Krampfanfälle und schwerer psychischer Störungen bis hin zu anhaltenden Psychosen. Synthetische Cannabinoide zeigen zudem ein erhebliches Suchtpotenzial und können beim Absetzen zu starken Entzugssymptomen wie Schlafstörungen, Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen führen.[1]
Analytik
Spice war zunächst legal im Handel erhältlich. Die enthaltenen synthetischen Cannabinoide entziehen sich häufig Standard-Urin-Screenings, sodass der Konsum nur schwer nachweisbar ist. Aufgrund stark schwankender Zusammensetzung und Wirkstärke zwischen den einzelnen Chargen sind Wirkung und Toxizität kaum kalkulierbar, was ein entsprechend erhöhtes Risiko akuter Zwischenfälle birgt.
Quellen
- ↑ Craft S, Ferris JA, Barratt MJ, Maier LJ, Lynskey MT, Winstock AR, Freeman TP. Clinical withdrawal symptom profile of synthetic cannabinoid receptor agonists and comparison of effects with high potency cannabis. Psychopharmacology (Berl). 2022 May;239(5):1349-1357. doi: 10.1007/s00213-021-05945-1. Epub 2021 Sep 17. PMID: 34533608; PMCID: PMC9110517