Setmelanotid
Handelsname(n): Imcivree®
Englisch: setmelanotid
Definition
Setmelanotid ist ein Melanocortin-Analogon, das zur Behandlung von genetisch-bedingter Adipositas eingesetzt wird.
Chemie
Setmelanotid ist ein zyklisches Peptid mit einem Molekulargewicht von 1117,3 g/mol. Es handelt sich um ein Analogon von α-MSH. Der Ringschluss erfolgt durch Bildung einer Disulfidbrücke zweier Cysteinreste. Lediglich ein Arginin ist nicht im Ringgerüst eingebunden.[1]
Wirkmechanismus
Ein genetischer Mangel an POMC kann zu Übergewicht führen. Grund hierfür ist, dass aus POMC die Hormone Corticotropin und Melanocortin gebildet werden. Neben seinem Einfluss auf die Hautpigmentierung über den Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R) bewirkt Melanocortin durch Aktivierung von Melanocortin-4-Rezeptoren (MC4R) einen verringerten Appetit. Ein Mangel an Melanocortin führt demnach zu einer verringerten Appetitkontrolle.
Durch die Aktivierung des MC-4-Rezeptors wirkt Setmelanotid appetitzügelnd und kann dadurch das Gewicht senken.[2]
Pharmakokinetik
Der Steady State wird bei einmal täglicher Anwendung nach zwei Tagen erreicht. Die interindividuelle Variabilität der Resorption wird auf 28,7 % geschätzt. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 11 Stunden.[3]
Indikation
- Behandlung von Adipositas und Kontrolle des Hungergefühls im Zusammenhang mit dem Bardet-Biedl-Syndrom, genetisch bestätigtem Proopiomelanocortin (POMC)- oder Leptinrezeptor (LEPR)-Mangel[3]
Darreichungsform
Setmelanotid ist als Injektionslösung erhältlich. Die Anwendung erfolgt mittels subkutaner Injektion.
Dosierung
Bei Erwachsenen beträgt die Anfangsdosis in den ersten beiden Wochen 1 mg einmal täglich; ab der dritten Woche kann bei guter Verträglichkeit die Dosis auf 2 mg täglich gesteigert werden. Ist eine zusätzliche Gewichtsabnahme gewünscht, kann die Dosis auf 3 mg täglich erhöht werden.
Bei Kindern von 6 bis 12 Jahren beträgt die Anfangsdosis 0,5 mg täglich und die Erhaltungsdosis 1 mg täglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bei Nierenfunktionsstörung muss die Dosis unter Umständen reduziert werden.[3]
Nebenwirkungen
- verstärkte Hautpigmentierung, melanozytische Nävi, Skleraverfärbung
- Pruritus, Ausschlag, Erythem
- verlängerte oder spontane Erektion
- Depression
- lokale Reaktionen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Schmerz
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
- Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Als Peptidanalogon wird Setmelanotid nicht über das Cytochrom-P450-System abgebaut, sodass keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen zu erwarten sind. Es wurden keine in vivo-Studien zu Wechselwirkungen durchgeführt.
Zulassung
Die Zulassung in Europa durch die EMA erfolgte im Juli 2021.
Quellen
- ↑ Setmelanotid in der pubchem-Datenbank, aufgerufen am 11.06.2022
- ↑ Gräfe, K.A.: Neue Option bei genetisch bedingter Fettleibigkeit. Pharmazeutische Zeitung online (Juli 2021), aufgerufen am 11.06.2022
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Setmelanotid: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation), aufgerufen am 11.06.2022
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