Schwellkörperprothetik
Synonyme: Schwellkörperimplantation, Penisprothetik
Englisch: penile prosthesis surgery, penile implant surgery
Einleitung
Als Schwellkörperprothetik bezeichnet man die Implantation eine Prothese in die Schwellkörper des Penis („Penisprothese“). Sie ist eine ultima ratio bei ausgeprägter erektiler Dysfunktion, wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen.
Ziel der Implantation ist die Wiederherstellung einer mechanisch ausreichenden Versteifung des Penis und damit eine möglichst natürliche sexuelle Funktion.
Indikation
Ein Schwellkörperersatz kommt insbesondere bei organisch bedingten Erektionsstörungen in Betracht, etwa nach radikaler Prostatektomie, bei diabetischer Angiopathie, venöser Leckage oder organischer Schädigung der Schwellkörper. Eine manifeste erektile Dysfunktion liegt vor, wenn sie seit mindestens sechs Monaten besteht und nicht ausreichend auf konservative Therapieformen wie Lebensstilmodifikation, Risikofaktorkontrolle, PDE-5-Hemmer, intrakavernöse Injektionen oder Vakuum-Systeme anspricht.
Der Einsatz einer Prothese ist insbesondere bei Gefäß- oder Nervenschädigung, postoperativen oder postradiogene Veränderungen sowie bei Induratio penis plastica sinnvoll.
Bei Patienten mit Gewebeschädigungen, beispielsweise nach Bestrahlung oder radikaler Prostatektomie, sollte die Indikation frühzeitig gestellt werden, um einer sekundären Fibrosierung und Penisverkürzung vorzubeugen.
Prothesentypen
Typen
Grundsätzlich werden zwei Haupttypen unterschieden:
- Hydraulische Implantate: Gelten als Goldstandard. Sie bestehen in der Regel aus zwei Zylindern, die in die Schwellkörper eingebracht werden, einer Pumpe im Skrotum und einem Reservoir im Unterbauch. Sie ermöglichen eine kontrollierte, natürlich wirkende Erektion bei schlaffem Ruhezustand.
- Semirigide Implantate: Bestehen aus biegsamen Silikonstäben mit einem formstabilen Kern. Sie sind einfach in der Handhabung, führen jedoch zu einer permanenten Grundversteifung.
Eine realistische Erwartungshaltung ist entscheidend: Die Prothese ersetzt nicht die physiologische Erektion, ermöglicht jedoch eine zuverlässige mechanische Rigidität und damit Geschlechtsverkehr.
Operatives Vorgehen
Der Zugang erfolgt beim hydraulischen Implantat meist penoskrotal oder infrapubisch. Nach Dilatation der Corpora cavernosa werden die Zylinder implantiert, das Reservoir platziert und mit der Pumpe verbunden.
Postoperativ erfolgt eine Antibiotikaprophylaxe. Bei hydraulischen Systemen wird eine frühzeitige Aktivierung empfohlen, um Adhäsionen und Kapselbildung vorzubeugen.
Ergebnisse
Studien zeigen hohe Zufriedenheitsraten. Etwa 90 % der Patienten sind mit dem funktionellen Ergebnis zufrieden. Einschränkend ist anzumerken, dass diese Ergebnisse mit unterschiedlichen Messmethoden und nicht immer mit validierten Fragebögen erzielt wurden. Die Zufriedenheit hängt stark von voroperativen Erwartungen ab.
Langzeitdaten zeigen bei hydraulischen Systemen nach zehn Jahren eine Funktionsrate von etwa 80 %.
Komplikationen
Die häufigsten Komplikationen sind Infektionen, die in etwa 6 % der Fälle auftreten können. Besonders gefährdet sind Diabetiker, immunsupprimierte, reoperierte und rückenmarksverletzte Patienten. Eine Optimierung der Grunderkrankung, etwa durch gute Blutzuckereinstellung, ist empfohlen.
Mechanische Fehlfunktionen durch Materialverschleiß sind ebenfalls möglich.
Weitere Risiken sind Verletzungen der Harnröhre, Perforationen der Schwellkörper, Abknicken oder Hypermobilität der Glans sowie eine geringfügige Verkürzung des Penis im Vergleich zum Ausgangszustand.
Literatur
- Ranft, Erektion auf Knopfdruck: Impotenz mit Schwellkörperprothese erfolgreich behandeln, Medical Tribune, abgerufen am 23.10.2025
- Penisprothese: Definition, Gründe, Ablauf und Risiken, netDoktor.de, abgerufen am 23.10.2025
- S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion, abgerufen am 10.11.2025