Schlucksynkope
1. Definition
Schlucksynkopen sind eine seltene, aber klinisch relevante Form der Reflexsynkope, die durch Schlucken ausgelöst wird. Dabei kommt es zu einer plötzlichen, vagal vermittelten Dysregulation des autonomen Nervensystems, die eine vorübergehende Bewusstlosigkeit verursacht.
2. Hintergrund
Schlucksynkopen sind zwar selten, haben aber klinische Relevanz, da sie das Sturz- und Verletzungsrisiko erhöhen. Sie weisen häufig auf gastrointestinale, kardiovaskuläre oder neurologische Grunderkrankungen hin. Studien mit kontinuierlichem EKG- und Blutdruckmonitoring zeigen, dass Schlucksynkopen reproduzierbar sind.
3. Pathophysiologie
Die Pathophysiologie von Schlucksynkopen ist komplex und nicht vollständig geklärt. Sie beruhen wahrscheinlich auf einer übermäßigen Aktivierung des Nervus vagus, der eine zentrale Rolle bei der Regulation von Herzfrequenz und Blutdruck spielt. Der Schluckvorgang stimuliert Chemo- oder Mechanorezeptoren in der Speiseröhre, die über afferente Nervenfasern des Nervus vagus Signale an den Hirnstamm leiten. Dort aktivieren diese Signale irregulär parasympathische Reflexbögen.
Bei Patienten mit Schlucksynkopen führt diese Reflexaktivierung jedoch zu einer übersteigerten vagalen Antwort, die eine Bradykardie und Hypotonie, ggf. auch ein kurzdauernde Asystolie auslöst.
Diese Veränderungen führen zu einer temporären Unterbrechung der Hirndurchblutung, die dann den Bewusstseinsverlust verursacht.
4. Auslöser
Die Auslöser von Schlucksynkopen sind vielfältig. Zu ihnen zählen thermische, mechanische oder chemische Reize, z.B. durch Überdehnung oder scharfe, stark gewürzte Speisen.
Als auslösende Grunderkrankungen kommen u.a. Refluxkrankheit, Hiatushernie oder Achalasie infrage.
5. Symptome
- Bewusstlosigkeit
- Schwindel, Übelkeit, Benommenheit und starkes Schwitzen können als Prodromalsymptome vor der Synkope auftreten
- Engegefühl oder Schmerzen hinter dem Brustbein durch den Schluckvorgang
Nach der Synkope fühlen sich die Patienten häufig benommen oder erschöpft.
6. Therapie
Therapeutisch steht die Vermeidung der auslösenden Reize im Vordergrund. Langsames Essen und kleine, gut gekaute Bissen können die Gefahr eine Synkope minimieren. Auch die Vermeidung spezifischer Nahrungsmittel ist geeignet, das Risiko herabsetzen. Liegt eine auslösende Grunderkrankung vor, sollte man zunächst diese behandeln, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden.
Als medikamentöse Optionen kommen Anticholinergika in Frage. Therapierefraktäre Fälle mit schwerer Bradykardie oder Asystolie lassen sich durch die Implantation eines Herzschrittmachers oder eine Kardioneuroablation behandeln.[1][2]
7. Quellen
- ↑ Mitra S, Ludka T, Rezkalla SH, Sharma PP, Luo J. Swallow syncope: a case report and review of the literature. Clin Med Res. 2011 Nov;9(3-4):125-9. doi: 10.3121/cmr.2010.969. Epub 2011 Jan 24. PMID: 21263060; PMCID: PMC3251463.
- ↑ Štiavnický P, Wichterle D, Hrošová M, Kautzner J. Cardioneuroablation for the treatment of recurrent swallow syncope. Europace. 2020 Nov 1;22(11):1741. doi: 10.1093/europace/euaa060. PMID: 32330944.