Rettungseinsatzfahrzeug
Definition
Das Rettungseinsatzfahrzeug, kurz REF, ist ein speziell konzipiertes Einsatzmittel im deutschen Rettungsdienst. Es dient der medizinischen Ersteinschätzung und Versorgung von nicht-kritisch erkrankten Patienten, bei denen – nach Einschätzung der Leitstelle – keine Notwendigkeit für einen Transport in ein Krankenhaus zu erwarten ist.
Ziel ist die Entlastung von Ressourcen der Notfallrettung (z.B. Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge) und Notaufnahmen.
Hintergrund
Die steigende Inanspruchnahme des Rettungsdienstes, insbesondere in Fällen ohne akute Lebensbedrohung, führte zur Entwicklung des REF-Konzeptes. Leichte Verletzungen oder unspezifische Beschwerden binden häufig Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF), die dann für schwerwiegende Notfälle nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch wenn die strukturierte Einschätzung der Leitstelle bei einem Notruf den Einsatz als nicht dringlich einstuft, wird häufig ein RTW zum Patienten geschickt. Das REF soll in solchen Situationen eine adäquate Erstversorgung gewährleisten und bei Bedarf weitere Maßnahmen einleiten.
Das Konzept wird im Rahmen von Pilotprojekten seit 2022 in Bayern und Schleswig-Holstein erprobt und evaluiert. Für das Jahr 2026 wird derzeit (2025) die Erweiterung auf mehrere bayerische Großstädte/Regierungsbezirke geplant.
Das REF wird von einem erfahrenen Notfallsanitäter besetzt, der über spezielle Schulungen verfügt. Dieser führt vor Ort eine medizinische Ersteinschätzung durch und entscheidet über das weitere Vorgehen, wie z.B. die Nachalarmierung von Rettungsmitteln, die Vermittlung an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Empfehlung eines Krankentransports mittels KTW.
Einsatzindikationen
Die Alarmierung des REF erfolgt u.a. bei:
- Leichten Verletzungen ohne vitale Bedrohung
- Unspezifischen Beschwerden
- Situationen, in denen ein Transport ins Krankenhaus nicht zwingend erforderlich ist
- Einsätzen, bei denen eine medizinische Ersteinschätzung vor Ort ausreicht
Darüber hinaus wird das REF in Einzelfällen auch als First Responder eingesetzt, etwa zur Einleitung lebensrettender Maßnahmen wie der Reanimation bis zum Eintreffen der Rettungsmittel (RTW und NEF).
Ausstattung
Als Einsatzfahrzeug dient ein PKW, der nicht für den Patiententransport ausgelegt ist. Das REF wird von einem Notfallsanitäter besetzt. Die Notfallausrüstung umfasst in der Regel:
- Medizinische Geräte
- Notfallausrüstung
Alternativen
Ähnliche Modellprojekte zur Entlastung des Rettungsdienstes existieren auch in anderen Bundesländern, darunter:
- Bremen: Hanse-Sani
- Niedersachsen: Gemeinde-Notfallsanitäter
- Hessen: Gemeinde-Notfallsanitäter/Akutsanitäter
- Schleswig-Holstein: SmED-Projekt
- Berlin: NotSan-Erkunder (während COVID-19)
Literatur
- Bayerisches Rotes Kreuz (2024, 18. März). Sich kümmern können: Eine Schicht auf dem Ref., von https://www.brk.de/aktuell/presse/meldung/sich-kuemmern-koennen-eine-schicht-auf-dem-ref.html
- Krautz et al. (2024). SAve Projekt: sektorenübergreifende Akutversorgung in Schleswig-Holstein. Notfall + Rettungsmedizin. https://doi.org/10.1007/s10049-024-01322-5
- Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Rettungsdienst-Erprobungsraum (REF)., von https://www.zi.de/themen/medizin/akut-und-notfallversorgung/projekte/ref
- Rudert et al. (2024). Projekt REF – Entwicklung und Umsetzung eines sektorenübergreifenden, rettungsdienstlich initiierten Versorgungspfads am Beispiel der Stadt Augsburg. Notfall + Rettungsmedizin. https://doi.org/10.1007/s10049-024-01348-9
- Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Landrettung – Rettungsdienst in ländlichen Regionen. von https://www.stmi.bayern.de/a-z/anzeigen/landrettung/