Rekrutierungsmanöver
Synonyme: Recruitment, Recruitmentmanöver, Lungenrekrutierung
Englisch: recruitment maneuver
Definition
Als Rekrutierungsmanöver bezeichnet man eine Beatmungstechnik in der Anästhesiologie und Intensivmedizin, bei der durch einen kurzzeitigen Anstieg des Atemwegdrucks kollabierte Alveolen wiedereröffnet werden sollen. Ziel ist die Verbesserung der Oxygenierung bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz.
Hintergrund
Das Lungengewebe von beatmeten Patienten ist häufig inhomogen belüftet: Neben normal belüfteten Arealen finden sich kollabierte (atelektatische) Abschnitte. Diese führen zu einem intrapulmonalen Shunt mit Hypoxämie. Rekrutierungsmanöver wurden entwickelt, um möglichst viele Alveolen am Gasaustausch zu beteiligen und so die Oxygenierung zu stabilisieren.
Die Wirksamkeit von Rekrutierungsmanövern bei der Therapie des ARDS ist umstritten. Eine routinemäßige Nutzung wird nicht empfohlen.[1]
Durchführung
Das Rekrutierungsmanöver kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden. Beispiele sind:[1]
- Anwendung eines kontinuierlichen erhöhten Atemwegsdrucks von z.B. 35 — 40 cmH2O über einen Zeitraum von 30 bis 40 Sekunden
- Applikation einzelner Atemzüge mit erhöhtem Tidalvolumen und verlängerte Inspirationszeit ("Seufzer")
- druck- oder volumenkontrollierte Beatmung mit schrittweiser Erhöhung des PEEP auf Werte von bis zu 25 cmH2O mit konsekutiver Erhöhung des Spitzendrucks auf z.B. 45 bis 60 cmH2O
Komplikationen
Mögliche Komplikationen sind z.B.:
- Hämodynamische Instabilität (Hypotonie, vermindertes Herzzeitvolumen durch erhöhten intrathorakalen Druck)
- Barotrauma, im Extremfall mit Pneumothorax oder Pneumomediastinum
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 Fichtner et al.: S3-Leitlinie Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz Version 2.0, August 2025. Zuletzt abgerufen am 22.08.2025