Pulswellengeschwindigkeit
Synonym: Pulswellen-Geschwindigkeit
Englisch: pulse wave velocity
Definition
Die Pulswellengeschwindigkeit, kurz PWV, beschreibt die Ausbreitungsgeschwindigkeit (in m/s) der durch die Herzkontraktion ausgelösten Druckwelle im Körper entlang der Arterien. Sie ist wesentlich höher als die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und maßgeblich vom Blutdruck, von der Elastizität der Gefäßwände und vom Gefäßradius abhängig.
Hintergrund
Die Pulswellengeschwindigkeit ist ein wichtiger diagnostischer Marker zur Beurteilung der Gefäßelastizität bzw. -steifigkeit und dient als Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse.[1] Die Gefäßelastizität sinkt allgemein mit dem Alter. Beschleunigt wird dieser Prozess jedoch durch folgende Risikofaktoren:
- Bluthochdruck
- Rauchen
- Diabetes mellitus
- Hyperlipidämie
- erhöhter Salzkonsum
Formel
Die Pulswellengeschwindigkeit lässt sich anhand der Moens-Korteweg-Gleichung errechnen:
wobei:
- E' = Volumenelastizitätskoeffizient
- h = Gefäßwanddicke
- r = Gefäßradius
- P = Dichte des Blutes
Messmethoden
Die PWV kann mittels Pulswellenanalyse (PWA) bestimmt werden. Das Prinzip der PWA beruht auf dem Aufzeichnen einer Druckkurve von oberflächlich gelegenen Arterien (z.B. Arteria brachialis, Arteria radialis). Durch den räumlichen Abstand der Pulsableitungsorte und die zeitliche Verzögerung zwischen den Messpunkten kann die PWG berechnet werden. Dabei erfolgt die Pulswellenaufzeichnung entweder simultan oder sequenziell durch einen zeitlichen Abgleich mit einem EKG.
Prinzipiell gibt es eine Reihe von technischen Möglichkeiten, um die Pulswelle abzuleiten, z.B. tonometrisch, piezoelektrisch, sonographisch, oszillometrisch oder mittels Magnetresonanztomographie. Die verwendete Technik hängt vom jeweiligen Hersteller ab.[2]
Interpretation
Die Messung der PWV wird mittlerweile von verschiedenen Fachgesellschaften zur Risikostratifizierung von Hypertonikern empfohlen. Je nach verwendetem System liegt der Grenzwert für das Vorliegen eines manifesten Endorganschadens bei Messwerten von 10 m/s bzw. 12 m/s.[3] Ab diesen Werten steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse deutlich an. In verschiedenen Studien konnte ein Anstieg der PWV um 1 m/s mit einer um 10 bis 39 % erhöhten Mortalität in Verbindung gebracht werden.
Literatur
- ↑ Charalambos Vlachopoulos et al. Prediction of cardiovascular events and all-cause mortality with central haemodynamics: a systematic review and meta-analysis European Heart Journal, 2010
- ↑ Middeke, Martin. 2017. Pulswellenanalyse. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York
- ↑ degag.eu - Pulswellenanalyse, abgerufen am 25.01.2022
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