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Synonym: Primärer Kopfschmerz bei sexueller Aktivität, Präorgasmuskopfschmerz, Orgasmuskopfschmerz, koitaler Kopfschmerz, postkoitaler Kopfschmerz, Koituscephalgie
Englisch: Primary headache associated with sexual activity
Der primäre Sexualkopfschmerz ist eine durch sexuelle Aktivität ausgelöste primäre Kopfschmerzerkrankung.
Die Ursache ist aktuell (2019) noch ungeklärt.
Das Auftreten der Kopfschmerzen steht im zeitlichen Zusammenhang mit der sexuellen Aktivität, jedoch unabhängig von der Praktik. Die genauen Mechanismen sind noch Gegenstand aktueller Forschung. Eine Störung der zerebralen Autoregulation und Zusammenhänge zur Migräne werden vermutet.[1][2]
Die Lebenszeitprävalenz wird auf ungefähr ein Prozent geschätzt.[3] Außerdem sind Männer häufiger betroffen.[4] Komorbiditäten mit einer Migräne, mit Spannungskopfschmerzen sowie mit primären Anstrengungskopfschmerzen sind sehr häufig.[5] Die frühere Unterscheidung zwischen einem Präorgasmus- und einem Orgasmuskopfschmerz konnte in klinischen Studien nicht begründet werden, sodass sie inzwischen als eine Entität angesehen werden.
Der Kopfschmerz beginnt in der Regel bei zunehmender sexueller Erregung und intensiviert sich schlagartig während des Orgasmus. Er tritt meist bilateral diffus oder okzipital auf und wird als dumpf beschrieben. Die Schmerzdauer schwankt zwischen 1 Minute und 24 Stunden bei starker Intensität und/oder bis zu 72 Stunden bei leichterer Intensität. Häufig treten begleitende Nackenschmerzen auf. In bis zu 40% der Fällen kommt es zu einem chronischen Verlauf über mehr als ein Jahr.
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist der symptomatische (sekundäre) Sexualkopfschmerz. Insbesondere Symptome, die nicht bei der primären Form auftreten, geben entscheidende Hinweise. Dazu zählen Vigilanzminderung, Erbrechen, Sensibilitätsstörungen und visuelle oder motorische Symptomen. Der Ausschluss einer Subarachnoidalblutung, einer intra- und extrakraniellen arteriellen Dissektion und eines reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndroms (RCVS) sind obligat. Bei multiplen explosiven Sexualkopfschmerzen ist bis zum Beweis des Gegenteils (per digitaler Subtraktionsangiographie, CT- oder MR-Angiographie und/oder transkranieller Dopplersonographie) von einem RCVS auszugehen. Bei postkoital auftretenden, lageabhängigen Kopfschmerzen sollte ein spontanes Liquorunterdrucksyndrom ausgeschlossen werden.
Die Diagnose kann bei typischen Symptomen und nach Ausschluss der Differenzialdiagnosen gestellt werden.
Ein Abbruch der sexuellen Aktivität bei Auftreten der Symptome kann häufig eine Intensitätszunahme der Attacke verhindern. Eine passivere Rolle beim Geschlechtsverkehr kann bei rund 50% der Patienten die Schmerzen reduzieren. Bei länger anhaltenden Kopfschmerzen mit wiederholten Attacken wird eine medikamentöse Therapie empfohlen. Hierbei wird Indometacin eine Stunde vor sexueller Aktivität oder Propranolol zur Langzeitprophylaxe angewendet.
Tags: Kopfschmerz
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Neurologie
Diese Seite wurde zuletzt am 18. Juni 2019 um 17:26 Uhr bearbeitet.
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