Polyvinylalkohol
Definition
Polyvinylalkohol, kurz PVA, ist ein synthetisches Partikelembolisat für einen permanenten Gefäßverschluss.
Wirkmechanismus
Bei PVA-Embolisationspartikeln handelt es sich meist um irregulär geformte Partikel, die von Blöcken abgeschabt werden und eine Partikelgröße zwischen 50 und 1200 µm aufweisen. Neben den irregulär geformten PVA-Partikeln existieren auch sphärische Mikropartikel.
Nicht sphärische PVA-Partikel führen zu einer mechanischen Okklusion von Gefäßen sowie zu einer Aktivierung von Thrombin und einer Induktion der Fibroblastenproliferation. Bei den früheren PVA-Partikeln war der Therapieeffekt wesentlich bedingt durch eine zusätzliche perivaskuläre Entzündungsreaktion. Neuere Mikropartikel zeigen diese ausgeprägte Entzündungsreaktion nicht mehr.
In einigen Fällen kann es zu einer Rekanalisation kommen. Ursächlich sind die Angiogenese im organisierten Thrombus sowie die Thrombusresorption innerhalb der PVA-Ansammlung nach Rückgang der Entzündung.
PVA-Partikel tendieren zur Aggregation. Dies kann dazu führen, dass der Applikationskatheter okkludiert, mit der unerwünschten Folge eines proximalen Gefäßverschlusses.
Anwendung
PVA-Partikel werden in Trockenform oder in Lösung angeboten. Sie werden in einer Mischung aus Kontrastmittel und 0,9 %iger Kochsalzlösung in Suspension gebracht. Das Kontrastmittel dient der Sichtbarkeit, da die Partikel unter Durchleuchtung nicht röntgendicht sind. Um eine optimale Suspension zu erreichen und die Aggregation der Partikel zu verhindern, ist das richtige Verhältnis zwischen Kochsalzlösung und Kontrastmittel notwendig. Hierfür wird ein Mischbehälter verwendet, in dem die Partikel typischerweise in einer Lösung aus 40 % Kontrastmittel und 60 % Kochsalzlösung gemischt werden.
Die Partikel werden über einen Mikrokatheter oder über einen normalen diagnostischen Katheter in Abhängigkeit von der Partikelgröße appliziert. Dabei muss auf eine ausreichende Verdünnung der Partikel geachtet werden, damit es nicht zu einer Aggregation oder Katheterokklusion kommt. Sinnvoll ist die Verdünnung der Partikel in 40 ml der genannten Lösung aus Kontrastmittel und Kochsalzlösung. Nachdem die erste Spritze verwendet wurde, werden weitere 10 ml Lösung hinzugefügt. Häufig wird mit einer 10- oder 20-ml-Spritze die Partikelsuspension aspiriert. Die Spritze dient dann als Reservoir: Verbunden mit einem 3-Wege-Hahn und konnektiert mit einer kleineren Spritze (z.B. 3-ml-Luer-Lock-Spritze) können durch Aspiration und Wiederinjektion die Partikel gemischt werden. Nach Aspiration der Suspension aus der Reservoirspritze wird die Injektionsspritze während der Partikelinjektion langsam bewegt, um eine Verklumpung der Partikel zu verhindern.
Indikationen
- Behandlung benigner Tumoren (Uterusmyome, renale Angiomyolipome, Meningeome und Glomus-caroticum-Paragangliome)
- Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH)
- Embolisation von primären und sekundären malignen Lebertumoren
- Embolisation von kleinen AVM und Blutungen aus kleinen Gefäßen (z.B. gastrointestinale Blutungen und Bronchialarterienblutungen)
Vorteile
PVA-Partikel sind eine günstige Alternative zu anderen Embolisaten. Außerdem sind sie in ihrer Handhabung grundsätzlich einfach. Des Weiteren ist die Embolisation von distalen Gefäßabschnitten möglich, ohne den Katheter exakt zum Zielgefäß zu führen, da die Embolisation flussgesteuert ist.
Nachteile
PVA-Partikel bergen das Risiko einer ungezielten Embolisation, da die Partikel kompressibel sind und somit in distalere Gefäßabschnitte wandern können. Wenn der Blutfluss bereits vollständig geblockt ist, kann es zudem zu einem Reflux der Partikel in andere Gefäßterritorien kommen. Des Weiteren ist eine Katheterokklusion mit der Folge einer Obstruktion eines proximalen Gefäßabschnitts durch Partikelaggregation möglich.
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