Phimose (Pferd)
Synonym: Vorhautverengung
Englisch: phimosis
Definition
Als Phimose bezeichnet man eine angeborene (kongenitale) oder erworbene Verengung des Präputiums (Vorhaut) beim Pferd.
Ätiologie
Eine Phimose ist nur in seltenen Fällen angeboren. Deutlich häufiger treten erworbene Phimosen auf, die infolge
- einer akuten Entzündung des Präputiums (Posthitis, z.B. beim equinen Koithalexanthem oder bei der Beschälseuche) oder
- bei raumfordernden Prozessen im Präputialbereich (z.B. hochgradiges Ödem nach Kastration, Abszess oder Neoplasie) entstehen.
Pathogenese
Von einer Phimose spricht man, wenn beim Hengstfohlen etwa 4 bis 6 Wochen nach der Geburt immer noch eine zu kleine Präputialöffnung nachweisbar ist. Bei der Beurteilung der Phimose muss jedoch beachtet werden, dass beim neugeborenen Fohlen aufgrund einer noch unterentwickelten Konfiguration des Präputiums eine Phimose in der ersten Lebensphase als physiologisch anzusehen ist. Durch das noch unreife Präputium verklebt der freie Teil des Penis mit dem inneren Blatt des Präputiums, sodass ein Ausschachten des Penis noch nicht möglich ist. Erst mit fortschreitender Reifung trennen sich beide Epithelien zunehmend, bis der Penis im Alter von maximal 6 Wochen (häufig schon früher) vollständig aus der Präputialöffnung hervortreten kann.
Bei einer erworbenen Phimose infolge einer lokalen Entzündung entwickelt sich häufig ein Präputialödem, welches das Präputium zunehmend nach ventral zieht. Dadurch wird das Ödem verstärkt, sodass das externe Präputium prolabiert, während der Penis im geschwollenen inneren Präputium fixiert ist. In schweren Fällen entwickelt sich eine Narbenstriktur im Bereich der Präputialöffnung, es kommt zu Verklebungen der einzelnen Schleimhautblätter und zu einer Verschlimmerung der Klinik.
Klinik
In akuten Krankheitsfällen besteht ein hochgradiges Präputialödem, sodass der Penis nicht ausgeschachtet werden kann.
Da der Penis beim Absetzen des Harns aus dem Präputium ausgeschachtet werden muss, sammelt sich bei betroffenen Tieren der Urin im Präputialbereich an. In der Folge entwickelt sich dadurch oftmals eine Balanoposthitis (Entzündung der Glans penis und der Präputialschleimhaut).
Diagnose
Die Diagnose ist in den meisten Fällen adspektorisch möglich.
Therapie
Von gewaltsamen Versuchen, den Penis vorzuverlagern, ist unbedingt abzusehen, da aufgrund des Ödems der Penis oft nicht wieder ins Präputium zurück verlagert werden kann (Gefahr einer Paraphimose).
Als Therapie kommen kühlende Maßnahmen (Abspritzen mit dem Wasserschlauch), vorsichtige Massagen, regelmäßige Bewegung sowie Diuretika, parenterale Antiphlogistika und Antibiotika zum Einsatz. Ist der Harnabsatz gestört, muss ein Harnkatheter gesetzt werden.
Bei Narbenstrikturen und bei Neoplasien sind chirurgische Eingriffe indiziert.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3