Persistierende Arteria trigemina
Synonyme: Persistierende Arteria trigemina primitiva, persistierende primitive Trigeminalarterie
Englisch: persistent primitive trigeminal artery, persistent trigeminal artery, PPTA, PTA
Definition
Die persistierende Arteria trigemina, kurz PPTA, ist eine anatomische Normvariante. Sie bezeichnet das Vorhandensein der Arteria trigemina jenseits der Embryonalphase.
Hintergrund
Die Arteria trigemina ist eine während der Embryogenese vorkommende, symmetrisch angelegte Arterie, welche als karotido-basiläre Anastomose die Arteria carotis interna (ICA) mit dem Stromgebiet der späteren Arteria basilaris verbindet. Sie entspringt aus der Kreuzung zwischen der Pars petrosa und Pars cavernosa der ICA und verläuft meist posterolateral des Nervus trigeminus durch den Sinus cavernosus. Die Arteria trigemina sorgt für einen Zeitraum für ca. 7 bis 10 Tage für die Perfusion der Arteria basilaris und somit für die arterielle Versorgung des Metencephalons. Mit der Ausbildung der Arteria communicans posterior (PcomA) kommt es normalerweise zur Involution der Arteria trigemina. Bei ca. 0,1 bis 0,6 % der Menschen persistiert sie jedoch. Frauen sind häufiger betroffen.
Klinik
Die PPTA ist möglicherweise mit einem erhöhten Auftreten von Aneurysmata assoziiert. Außerdem kann sie eine Trigeminusneuralgie verursachen. Bei gleichzeitiger Hypoplasie der Arteria basilaris ist die Arteria carotis interna primär für die Versorgung des oberen Pons, des Kleinhirns, des Mittelhirns und von Teilen des Temporal- und Okzipitallappens verantwortlich. Entsprechend führt eine Perfusionsstörung der Arteria carotis interna zu einer Ischämie in diesen Regionen. Des Weiteren ist die PPTA möglicherweise mit karotido-kavernösen Fisteln und vertebrobasilärer Insuffizienz assoziiert.
Diagnostik
Eine persistierende Arteria trigemina kann sowohl in der konventionellen als auch in der CT- bzw. MR-Angiographie erkannt werden. In der sagittalen Ebene ähnelt der Verlauf der Arteria trigemina dem griechischen Buchstaben τ (Tau-Zeichen bzw. Trident Sign).
Klassifikation
...nach Saltzman
Ursprünglich beschrieb Georg-Fredrik Saltzman folgende angiographische Varianten:[1]
- Typ I: Das Vertebralis-Stromgebiet distal der Anastomose wird über die Arteria trigemina versorgt. Die PcomA zeigt nur eine geringe Füllung.
- Typ II: Die Anastomose versorgt v.a. die Arteria superior cerebelli (SCA) auf beiden Seiten, während die Arteria cerebri posterior (PCA) ihren Zufluss über die PcomA erhält.
- Typ III: Mischbild mit Versorgung der ipsilateralen PCA über die PcomA und Versorgung der beiden SCA und der kontralateralen PCA über die Anastomose.
Verwirrenderweise wird in der Literatur häufig folgende Saltzman-Klassifikation angegeben:
- Saltzman Typ I: Anschluss an Arteria basilaris zwischen SCA und Arteria inferior anterior cerebelli (AICA). Hypoplasie der proximalen Arteria basilaris und der beiden PcomA.
- Saltzman Typ II: Anschluss an Arteria basilaris zwischen SCA und AICA. Regelrechte Anlage beider PcomA.
- Saltzman Typ III: Die Arteria trigemina mündet in SCA (IIIa), AICA (IIIb) oder Arteria inferior posterior cerebelli (PICA) (IIIc).
Weitere Klassifikationen
Es existiert eine Vielzahl an weiteren Klassifikationen, beispielsweise folgende:[2]
- Typ 1: PPTA stellt die Hauptversorgung für die distale Arteria basilaris, PCA und SCA (wie Saltzman Typ 1). Ggf. Hypoplasie der proximalen Arteria basilaris. Fehlen der PcomA. Adulter Typ der beiden PCA.
- Typ 2: PPTA stellt die Hauptversorgung der SCA. Die beiden PCA erhalten ihren Zufluss v.a. über die PcomA (wie Saltzman Typ 2). Fetaler Typ der beiden PCA.
- Typ 3: Die kontralaterale PCA wird von der PPTA versorgt. Die ipsilaterale PCA erhält ihren Zufluss aus dem anterioren Kreislauf über die PcomA.
- Typ 4: Die ipsilaterale PCA wird von der PPTA, die kontralaterale PCA von der PcomA versorgt.
- Typ 5: PPTA ohne Zwischenschaltung der Arteria basilaris. Die PPTA mündet in SCA, AICA bzw. PICA.
Quellen
- ↑ Georg-Fredrik Saltzman (1959) Patent primitive trigeminal artery studied by cerebral angiography, Acta Radiologica, 51:5, 329-336
- ↑ Weon YC et al. Classification of persistent primitive trigeminal artery (PPTA): a reconsideration based on MRA, Acta Radiol. 2011 Nov 1;52(9):1043-51
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