Persönlichkeitstest
Synonyme: Persönlichkeitsdiagnostik, Persönlichkeitsinventar
Englisch: personality test, personality assessment, personality inventory, personality questionnaire
Definition
Ein Persönlichkeitstest ist ein psychologisches Diagnoseinstrument zur standardisierten Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen. Er dient der Feststellung und Beschreibung individueller Unterschiede von typischen Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern.
Abgrenzung
Persönlichkeitstests sind von Intelligenz- und Leistungstests sowie von rein symptomorientierten Screeningverfahren abzugrenzen, da sie relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale und nicht aktuelle Zustände erfassen.
Hintergrund
Die theoretische Grundlage von Persönlichkeitstests bilden wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitsmodelle, die Persönlichkeit als System stabiler, überdauernder Dispositionen verstehen. In der aktuellen Persönlichkeitspsychologie dominieren eigenschaftsorientierte Modelle, insbesondere das Fünf-Faktoren-Modell. Typologische Konzepte spielen in der evidenzbasierten Diagnostik nur eine untergeordnete Rolle, sind in der Populärpsychologie jedoch weiterhin verbreitet.
Persönlichkeitstests werden in der klinischen Diagnostik, der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Forensik sowie in der Forschung eingesetzt, etwa zur differenziellen Diagnostik, Prognoseabschätzung oder Eignungsbeurteilung.
Testformen
Der Großteil moderner Persönlichkeitstests besteht aus standardisierten Selbstbeurteilungsfragebögen. Ergänzend existieren Fremdbeurteilungsinstrumente sowie verhaltensbasierte Verfahren, die Persönlichkeitsmerkmale indirekt über beobachtbares Verhalten erfassen. Projektive Verfahren nutzen mehrdeutiges Stimulusmaterial, ihre Bedeutung ist aufgrund methodischer Limitationen heute rückläufig.
Beispiele
In der Praxis beispielhafte, häufig eingesetzte Verfahren sind folgende Persönlichkeitstests:
- NEO-PI-R/NEO-FFI
- Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI)
- 16PF (Cattell)
- Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R)
- Big Five Inventory (BFI)
Die Tests unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich theoretischer Grundlagen, Differenzierungsgrad und Anwendungsbereich.
Gütekriterien
Zentrale Gütekriterien sind Objektivität, Reliabilität und Validität. Ergänzend sind Standardisierung, Normierung und Testfairness relevant, insbesondere bei interkultureller Anwendung.
Limitationen
Selbstbeurteilungsinstrumente unterliegen möglichen Verzerrungen durch soziale Erwünschtheit und eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Zudem ist Persönlichkeit trotz relativer Stabilität über die Lebensspanne Veränderungen unterworfen. Projektive Verfahren weisen häufig Defizite hinsichtlich Objektivität und Validität auf.
Literatur
- Asendorpf et al., Psychologie der Persönlichkeit, 6. Auflage, Springer Nature Link, 2018
- Trull et al., Comparison of the MMPI-2 Personality Psychopathology Five (PSY-5), the NEO-PI and the NEO-PI-R., Psychological Assessment, p. 508-516, 1995