Night-Eating-Syndrom
Synonym: NES
Definition
Das Night-Eating-Syndrom, kurz NES, ist eine Essstörung, die sich durch nächtlichen Heißhunger mit impulsiver Nahrungsaufnahme äußert.
Hintergrund
Bei einem NES erfolgen mindestens 25 % der täglichen Nahrungsaufnahme nach der letzten Tagesmahlzeit oder es liegt eine Schlafstörung vor, die mit der Nahrungsaufnahme zusammenhängt.
Epidemiologie
Zur Zeit (2021) gibt es keine zuverlässigen epidemiologischen Zahlen. Es wird geschätzt, dass das NES bei etwa 1-2 % der Bevölkerung auftritt.
Ätiologie
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind derzeit (2021) unklar. Eine genetische Komponente der Erkrankung ist wahrscheinlich, da das NES familiär gehäuft auftritt. Hormone scheinen auch eine Rolle zu spielen. Vermutet wird eine Entgleisung des Melatoninspiegels, die zu einer Störung des zirkadianen Rhythmus führt. Die Fehlregulierung bedingt dann Schlafstörungen und Depressionen.
Auch das Hormon Ghrelin soll eine Beteiligung an der Entstehung des NES haben. Bei den Nachtessern ist der Ghrelin-Spiegel im Vergleich zu gesunden Personen nachts deutlich erhöht. Durch die orexigene Wirkung des Hormons lassen sich die Hungerschübe erklären. Auch Insulin könnte in der Pathogenese des NES eine Rolle spielen.
Symptome
Spät Abends oder in der Nacht werden große Mengen an Essen und Trinken aufgenommen ("Plündern des Kühlschranks"). Die zugeführte Nahrung ist in der Regel kohlenhydratenreich. Morgens haben die Erkrankten dann eine Appetitlosigkeit. Die Erkrankung geht häufig mit Ein- und Durchschlafstörungen einher. Die Betroffenen wachen in der Nacht häufig auf und können erst nach einer erfolgten Nahrungsaufnahme wieder einschlafen.
Weitere mögliche Symptome sind:
- Anspannung
- schlechte Stimmung
- Sorgen um Gewicht und Figur
- Ängste und Depressionen
- Stress
- verminderte Lebensqualität
- Übergewicht bis hin zur Adipositas
- koronare Herzkrankheit (KHK)
Viele der Betroffenen berichten über emotionalem Missbrauch und körperlicher Vernachlässigung in der Kindheit.
Therapie
Die medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel mit Psychopharmaka, z.B. mit dem Antidepressivum Sertralin. Auch das Antiepileptikum Topiramat oder Lichttherapie können einen Therapieansatz darstellen.
Begleitend sind Muskelrelaxationsübungen, Methoden der kognitiv-behavioralen Therapie, Ernährungsberatungen und Psychotherapien hilfreich.
Quellen
- Göckel, R.: Night-Eating-Syndrom: Nicht so selten, Ärzteblatt PP 8, Ausgabe August 2009, Seite 359
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