Myofunktionelle Therapie
Englisch: myofunctional therapy
Definition
Die myofunktionelle Therapie, kurz MFT, ist ein spezielles Übungskonzept zur Behandlung von muskulären Fehlfunktionen im orofazialen Bereich. Ziel ist es, das Zusammenspiel der Zungen-, Lippen-, Wangen- und Kiefermuskulatur zu normalisieren und automatisierte Bewegungsabläufe beim Schlucken, Sprechen und in der Ruhelage zu fördern.
Hintergrund
Eine MFT dauert meist mehrere Monate und erfordert aktive Mitarbeit und tägliches Üben. Die Behandlung richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene. In der Regel erfolgt sie als Einzeltherapie durch geschulte Logopäden oder Sprachtherapeuten. Für den Therapierfolg ist eine enge Kooperation mit Kieferorthopädie, HNO, Zahnheilkunde und ggf. Physiotherapie notwendig.
Anwendungsbereiche
- Orofaziale Dysfunktionen z.B. bei Zungenvorstoß beim Schlucken oder einer offenen Mundhaltung
- Artikulationsstörungen mit Beteiligung der Zunge z.B. Sigmatismus interdentalis
- Begleittherapie bei kieferorthopädischer Behandlung z.B. bei Zahnfehlstellungen oder zur Rückfallprophylaxe nach Zahnregulierung
- Habituelle Mundatmung
- Störungen der Zungenruhelage
- Postoperative Rehabilitation nach chirurgischen Eingriffen im Mund- und Gesichtsbereich z.B. bei Zungenbandverkürzung
Therapieziele
Zu den Therapiezielen der MFT gehören unter anderem:
- Aufbau eines korrekten Schluckmusters
- Etablierung der physiologischen Zungenruhelage
- Förderung einer korrekten Mundatmung
- Verbesserung von Lippenkraft und -schluss
- Normalisierung der Zungenbeweglichkeit und -spannung
- Automatisierung der neuen Bewegungsmuster im Alltag
Therapieinhalte
Die myofunktionelle Therapie fördert die taktile und propriozeptive Wahrnehmung im Mundbereich. Sie umfasst Kräftigungs-und Koordinationsübungen für die Lippen-, Zungen- und Wangenmuskulatur, um gezielte Bewegungen und Übergänge zu trainieren. Ein spezielles Schlucktraining dient dem Aufbau des physiologischen Schluckmusters.
Entscheidend für den Therapieerfolg ist die Einübung der korrekten Muster in Alltagssituationen, z.B. beim Essen und Sprechen. Im Verlauf sollte der Fortschritt regelmäßig kontrolliert werden, z.B. über Fotodokumentation oder Videoanalysen.
Literatur
- Heinzelmann, B., Bilda, K., & Kittel, A. M. (2009). Myofunktionelle Therapie. Welche Faktoren wirken sich auf das Therapieergebnis aus, 6-11.
- Kittel, A. M., & Förster, N. T. (2020). Myofunktionelle Therapie: Übungsblocks: ZAP-LAP-Übungen, Körperübungen, Zungenübungen, Lippenübungen, Ansaugübungen, Schluckübungen, Intervallbehandlung. Schulz-Kirchner Verlag GmbH.