Artikulationsstörung
Synonyme: Dyslalie, Stammeln
Englisch: articulation disorder
Definition
Einteilung
... nach Anzahl der betroffen Laute
- Isolierte Dyslalie: Es ist nur ein Laut betroffen.
- Partielle Dyslalie: Es sind einige Laute betroffen.
- Multiple Dyslalie: Es sind zahlreiche Laute betroffen.
- Universelle Dyslalie: Die Mehrzahl der Laute ist gestört.
... nach Art der Lautstörung
- Dyslalie (im engeren Sinne): Ersetzung durch ein Lautgebilde außerhalb des sprachüblichen Phoneminventars
- Mogilalie: völliges Fehlen eines Lautes
- Paralalie: Ersatz eines Lautes durch einen anderen Laut aus dem Phoneminventar derselben Sprache
- Elision: Auslassung eines Lautes
- Metathese: Umstellung von Lauten
- Assimilation: Angleichung durch Vorwegnahme oder Wiederholung von Lauten an anderer Stelle
- Kontamination: Verschmelzung (z.B. Zusammenziehen von Wörtern)
... nach betroffenem Laut
- Sigmatismus: Fehlbildung des "S"-Lautes
- Schetismus: Fehlbildung des "Sch"-Lautes
- Chitismus: Störung des "Ch"-Lautes
- Kappazismus: Störung des "K"-Lautes
- Gammazismus: Störung des "G"-Lautes
- Lamdazismus: Störung des "L"-Lautes
- Rhotazismus: Störung des "R"-Lautes
... nach Verlauf der Lautstörung
- Konstant: Der Laut wird immer fehlerhaft artikuliert.
- Inkonstant: Der Laut wird teils korrekt, teils fehlerhaft artikuliert.
- Inkonsequent: Die Art der Fehlbildung oder des Lautersatzes wechselt.
Ursachen
Eine Artikulationsstörung kann auf vielen Ursachen beruhen.
- Angeborene organische Missbildungen wie zum Beispiel eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erschweren eine korrekte Artikulation.
- Auch eine verminderte Zungenmotorik zum Beispiel basierend auf einem Hirnnervenausfall kann Grund für die falsche oder fehlende Aussprache sein.
- Aber auch die korrekte Wahrnehmungsfähigkeit für den Mundraum ist wichtig für eine richtig ablaufende Zungenmotorik, sodass bei deren Störung wiederum die Aussprache in Mitleidenschaft gezogen wird.
- Durch eine Hörminderung ist ebenfalls die Artikulation beeinflusst, da der Betroffene das eigene Gesagte akustisch nicht versteht.
- Allgemein sind zentrale oder periphere Nervenparesen mögliche Ursachen für diese Krankheit.
- Verletzungen, insbesondere der Verlust von Zähnen, können eine Artikulationsstörung auslösen oder begünstigen.
- Zuletzt spielt auch der psychische Faktor eine wichtige Rolle.
Symptome
Artikulationsstörungen werden üblicherweise nach der Zahl falsch ausgesprochener Laute differenziert, wobei mit steigendem Schweregrad auch die Verständigung stark beeinträchtigt ist.
Außerdem kann man auch beobachten, ob eine
- Sprechstörung vorliegt: der ursprüngliche Fehler basiert auf einer Störung der Zungenmotorik (phonetischer Aspekt).
- Sprachstörung vorliegt: eine Verbindung von Lauten wird zwar motorisch richtig gebildet wird, aber falsch zusammengefügt (phonologischer Aspekt). Dies resultiert darin, dass der Betroffene die Laute entweder ganz wegglässt oder durch andere bekannte Laute ersetzt. Hierbei spricht man dann vom Parasigmatismus.
Die häufigste bekannte Artikulationsstörung ist hierbei die Fehlbildung des Lautes S, was besser bekannt ist unter dem Begriff "Lispeln" (Sigmatismus).
Diagnose
Anhand eines Lautbefundes kann der Kinderarzt oder Logopäde auf den Schweregrad einer Artikulationsstörung schließen. Dabei ist wichtig, dass von einer orofazialen Störung differenziert wird.
Therapie
Es existieren verschiedene Therapieansätze, die individuell wirksam sind. Ziel ist jedoch bei allen eine Annäherung an die von der Gesellschaft als richtig anerkannte Aussprache.
- Grimassen schneiden und Puste-Übungen sollen für eine bessere Motorik der Zunge sorgen.
- Mittels eines Hörtrainings kann einem Patienten die richtige im Vergleich zur falschen Aussprache vorgeführt werden
- Gleichgewichtsübungen sollen die Nutzspannung vor allem im Mundbereich erhöhen
Grundsätzlich erfolgt die Annäherung an das Therapieziel spielerisch. Um den Transfer des Erlernten in die Alltagssprache zu erreichen, bieten sich Verstärker-Programme an, um die Kinder zu motivieren und ein Bewusstsein für die falsche Artikulation zu schaffen.
Literatur
- Reiß, Facharztwissen HNO-Heilkunde - Differenzierte Diagnostik und Therapie, Springer, 2009