Mindfulness Based Stress Reduction
Synonym: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion
Englisch: mindfulness-based stress reduction
Definition
Die Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz MBSR, ist ein wissenschaftlich evaluiertes, achtwöchiges Gruppenprogramm zur Reduktion von Stress. Das Verfahren basiert auf der systematischen Schulung von Achtsamkeit („mindfulness“) und zielt darauf ab, die Selbstwahrnehmung, emotionale Regulation und Resilienz gegenüber Stress zu fördern.
Abgrenzung
MBSR ist von anderen achtsamkeitsbasierten Verfahren wie der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) oder der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) abzugrenzen, die kognitive oder verhaltenstherapeutische Elemente stärker integrieren.
Hintergrund
MBSR wurde von Jon Kabat-Zinn an der University of Massachusetts Medical School Ende der 1970er Jahre entwickelt. Ursprünglich war es für Patienten mit chronischen Schmerzen und psychosomatischen Beschwerden konzipiert, hat sich jedoch seitdem auf zahlreiche Anwendungsfelder ausgeweitet – darunter Angst- und Depressionsbehandlung, Burnout-Prävention, onkologische Rehabilitation und chronische Erkrankungen.
Zentrale theoretische Grundlage ist die Integration buddhistischer Achtsamkeitspraktiken in ein säkulares, psychologisch-medizinisches Rahmenmodell. Dabei steht die veränderte Beziehung zu inneren und äußeren Erfahrungen im Vordergrund.
Aufbau
Das standardisierte MBSR-Programm umfasst in der Regel:
- 8 wöchentliche Gruppensitzungen à 2,5 Stunden
- einen ganztägigen Achtsamkeitstag (zwischen der 6. und 7. Woche)
- tägliche Übungspraxis zu Hause (ca. 45 Minuten)
Kernbestandteile sind:
- Body Scan (systematische Körperwahrnehmung)
- Achtsamkeitsmeditation (auf Atem, Gedanken, Emotionen)
- achtsame Körperübungen (z.B. sanftes Yoga)
- Achtsamkeit im Alltag (z.B. beim Essen, Gehen oder Kommunizieren)
Die Teilnehmenden werden angeleitet, innere Erfahrungen mit einer Haltung von Offenheit, Akzeptanz und Nicht-Bewertung zu beobachten.
Indikationen
- Chronischer Stress und Erschöpfung
- Angststörungen und Depressionen (ergänzend)
- Chronische Schmerz- und somatische Erkrankungen
- Onkologische und psychosomatische Erkrankungen
- Burnout-Prophylaxe
Wirkprinzip
Zentrale Wirkprinzipien sind:
- Förderung der Selbstregulation und des metakognitiven Bewusstseins
- Abnahme automatischer Stressreaktionen durch kognitive Dezentrierung
- Verbesserung von Aufmerksamkeitssteuerung und Emotionsregulation
- Zunahme von Selbstmitgefühl und Akzeptanz
Neurobiologische Studien zeigen Veränderungen in Hirnarealen, die mit Emotionsregulation, Aufmerksamkeitslenkung und Körperwahrnehmung assoziiert sind (z.B. präfrontaler Cortex, anteriorer cingulärer Cortex, Insula).
Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen bestehen bei akuten psychotischen, manischen oder schwer depressiven Episoden, akuter Suizidalität sowie posttraumatischer Belastungsstörung ohne begleitende psychotherapeutische Betreuung.
Evidenzlage
MBSR gilt als eine der am besten untersuchten achtsamkeitsbasierten Interventionen. Metaanalysen belegen signifikante Effekte auf wahrgenommenen Stress, Angst- und Depressionssymptome, chronische Schmerzen sowie die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden.
Die Effektstärken liegen im niedrigen bis mittleren Bereich, vergleichbar mit etablierten psychotherapeutischen Verfahren bei subklinischer Belastung.
Literatur
- Baer. Mindfulness training as a clinical intervention: A conceptual and empirical review. Clinical Psychology: Science and Practice, 10(2), 125–143. 2003
- Grossman et al. Mindfulness-based stress reduction and health benefits. A meta-analysis. J Psychosom Res. 57(1):35-43. 2004
- Khoury et al. Mindfulness-based therapy: a comprehensive meta-analysis. Clin Psychol Rev. 33(6):763-771. 2013