Mikroimmuntherapie
Synonym: Low-Dose-Immuntherapie
Definition
Die Mikroimmuntherapie ist ein Verfahren der Komplementärmedizin, das für sich in Anspruch nimmt, durch Gabe geringster Dosen immunmodulatorischer Substanzen eine Veränderung des Immunstatus zu erreichen. Es ist methodisch deckungsgleich mit der Homöopathie.
Hintergrund
Wirkstoffe, die in der Mikroimmuntherapie eingesetzt werden, sind unter anderem Zytokine (z.B. verschiedene Interleukine), Interferone und Wachstumsfaktoren (z.B. EPO). Darüber hinaus werden andere Stoffe wie Insulin oder Nukleinsäuren beigemischt. In den entsprechenden Fertigarzneimitteln sind oft 10 bis 20 verschiedene Substanzen miteinander kombiniert.
Die Wirkstoffe liegen extrem hoch verdünnt vor, meist in Konzentrationen zwischen 1:108 (5CH) und 1:1030 (15CH). Bereits ab einer Konzentration von 1:1012 ist die Verdünnung so hoch, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit nur wenige oder keine Wirkstoffmoleküle mehr im konfektionierten Arzneimittel vorliegen.
Bei den meisten Wirkstoffen handelt es sich darüber hinaus um empfindliche Proteine, die bei oraler Gabe im oberen Gastrointestinaltrakt durch den Magensaft denaturiert werden. Untersuchungen zur Pharmakokinetik der Präparate fehlen, da sie bei den niedrigen Wirkstoffkonzentration methodisch nicht durchführbar sind.
Die Mikroimmuntherapie hat eine fragwürdige Wirkrationale und ist aus pharmakologischer Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit wirkungslos.
Anwendungsgebiete
Die Mikroimmuntherapie wird bei einer Vielzahl verschiedender Erkrankungen eingesetzt. Das Indikationsspektrum umfasst u.a. Allergien, Tumorerkrankungen, Viruserkrankungen und Hauterkrankungen. Das Therapieverfahren wird darüber hinaus oft für schwer objektivierbare Beschwerdebilder wie CFS oder das Post-COVID-Syndrom beworben.
Für die meisten Anwendungsgebiete fehlt ein Wirknachweis, der sich an harten Endpunkten orientiert. Die wenigen verfügbaren klinischen Studien zu Mikroimmuntherapeutika weisen oft methodische Mängel auf und haben daher nur eine geringe wissenschaftliche Evidenz.
Anwendung
Mikroimmuntherapeutika sind in Form von Kapseln verfügbar, deren Inhalt – in der Regel kleinere Globuli – sublingual verabreicht wird.
Diagnostik
Im Rahmen der Therapie werden oft umfangreiche labormedizinische Untersuchungen des Immunstatus zu Lasten des Patienten veranlasst. Im Hinblick auf die mangelnde Wirksamkeit des Therapieverfahrens ist diese Diagnostik nicht zielführend.
Abgrenzung
Von der Mikroimmuntherapie abzugrenzen sind die medizinische Immuntherapie oder Krebsimmuntherapie, die auf wissenschaftlichen Methoden basieren.
Literatur
Heuvel M.: Was Kleines für Globulisierungsgegner. DocCheck News 04/2024, abgerufen am 12.4.2024
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