Mental Health Gap Action Programme
Definition
Das Mental Health Gap Action Programme, kurz mhGAP, ist ein Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Verbesserung der Behandlung von psychischen und neurologischen Erkrankungen, sowie Abhängigkeitserkrankungen durch Implementierung niedrigschwelliger Angebote.
Hintergrund
Im Jahr 2008 startete die WHO das mhGAP mit dem Ziel, die Behandlung von psychiatrisch oder neurologisch erkrankte Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verbessern. Dort erhalten mehr als 75 % der Betroffenen keine ausreichende Behandlung.[1][2]
Im Jahr 2010 wurde die Leitlinie „mhGAP Intervention Guide“ veröffentlicht und danach mehrfach überarbeitet. Die letzte Aktualisierung stammt aus dem Jahr 2023.
Inhalte
Das mhGAP adressiert elf Erkrankungen, die aufgrund ihrer hohen Krankheitslast, Mortalität und sozialökonomischen Auswirkungen besonders große gesellschaftliche Auswirkungen haben:[3]
- Alkoholsucht
- Angststörungen
- Entwicklungsstörung und Verhaltensstörung bei Kindern und Jugendlichen (einschließlich ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen)
- Akute Belastungsreaktion, PTBS, Trauer
- Demenz und andere neurokognitive Störungen
- Depression
- Drogenabusus (illegalen Drogen und Medikamentenmissbrauch)
- Epilepsie bzw. epileptische Anfälle
- Sonstige psychische Beschwerden
- Schizophrenie und andere psychotische Störungen
- Suizidalität und Selbstverletzung
Hauptziele des mhGAP sind neben der Verbesserung der Versorgungslage auch ein Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen.
mhGAP Intervention Guide (mhGAP-IG)
Der mhGAP Intervention Guide (mhGAP-IG) ist theoretische Grundlage des mhGAP-Programms. Hierbei handelt es sich um eine evidenzbasierte Interventionsrichtlinie, die sich primär an nicht spezialisierte Fachkräfte wie Allgemeinmediziner, Pflegekräfte und weitere Gesundheitsfachkräfte richtet.
Der mhGAP-IG beeinhaltet ein System mit Algorithmen für:
- Klinische Bewertung und Diagnose
- Behandlungsmanagement
- Nachsorge und Überweisung (Gatekeeping)
Weitere Interventionsrichtlinien
Darüber hinaus wurden im Rahmen des mhGAP weitere Richtlinien entwickelt:
- mhGAP Community Toolkit (Interventionen auf Gemeindeebene)
- mhGAP Humanitarian Intervention Guide (Humanitäre Krisen und Notfallsituationen)
- Trainingshandbücher (Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und Supervisoren)
Die mhGAP-Prinzipien haben sich als effizient erwiesen und finden zunehmend auch in Industrieländern Anwendung. Ein Schwerpunkt hierbei liegt auf der Versorgung von psychisch erkrankten oder traumatisierten Menschen aus Krisengebieten.[4]
Wissenschaftliche Evidenz
Evalutationsstudien zeigen eine Wirksamkeit des mhGAP-Programms hinsichtlich der Vermittlung von Wissen und Kompetenz im Umgang mit den Erkrankungen. Weiterhin können positive Behandlungsergebnisse nachgewiesen werden.[5][6]
Weblinks
Quellen
- ↑ WHO: Update of the Mental Health Gap Action Programme (mhGAP) Guideline for Mental, Neurological and Substance use Disorders 2015
- ↑ World Health Organization (WHO).: WHO issues new and updated recommendations on treatment of mental, neurological and substance use conditions 2023
- ↑ World Health Organization (WHO).: Mental Health Gap Action Programme (mhGAP) guideline for mental, neurological and substance use disorders 2023
- ↑ WHO Regional Office for Europe: Impact assessment of mhGAP training: evidence from the WHO European Region 2021
- ↑ BMJ Mental Health (systematische Übersicht): WHO mental health gap action programme (mhGAP): updated systematic review on evidence and impact 2021
- ↑ PMC (Open‑Access): Impact of WHO mhGAP training under the MeHPriC program (knowledge, attitudes, practice) 2025